Der dritte und letzte Akt des Gesamtwerks „3 x 24 Stunden vor Ort und ansprechbar“ ist vollzogen. Demmin war die wohl größte Herausforderung: Es waren vergleichsweise wenig potentielle Gesprächspartner unterwegs – ein Kabarettist würde vermutlich berichten, das sie Innenstadt eher einer Durchgangsstraße als einem klassische Stadtzentrum glich. Und von diesen Wenigen wiederum war die Mehrheit beim Stichwort „Bundestagswahl“ ganz und gar nicht entzückt. Selbst die morgendliche Verstärkung von unserem Bundestagsabgeordneten Dr. Harald Terpe konnte gegen fast leere Straßen nur wenig ausrichten. Einige Passanten waren aber auch freudig überrascht, Harald zu sehen: „Ich hab Sie doch vorgestern erst im Fernsehen gesehen!“
Aber es gab auch einige richtig spannende Begegnungen: Ein Schüler erzählte, dass die NPD regelmäßig Stände vor der Schule mache und begeistert von den Schülern bestürmt werde. T-Shirts, Feuerzeuge und CDs seien offenbar zugkräftige Argumente. Im Unterricht würden die Mythen der NPD nicht widerlegt und nur wenig über Politik und Parteien gesprochen. Es gab eine Initiative von Schülern, eine Theater AG ins Leben zu rufen. Aber weil es den Lehrern nicht vergütet worden wäre, seien sie nicht bereit gewesen, noch zusätzlich zwei unbezahlte Überstunden pro Woche draufzusatteln.
Auch wir bekamen Besuch einer sechsköpfigen Gruppe von – zumindest allem Anschein nach- Neo-Nazis. Die Konversation blieb aber einige Beleidigungen ihrerseits beschränkt. Dennoch war das die unangenehmste Situation der gesamten Aktion.
Noch einige andere Erzählungen und Begegnungen gaben uns einen Einblick in das „ganz normale“ Leben in Demmin: Kinder, die sich um ihre Eltern kümmern; Restaurantbesitzer, die aufgrund ihrer Herkunft bedroht wurden; eine Rentnerin, der die Tränen in den Augen stehen, als sie uns berichtet, dass sie gerade einmal etwas über 200 Euro Rente erhält. Erfahrungen wie diese machen diese insgesamt drei Tage für mich zu einem bleibenden und wertvollen Erlebnis.
Die Stadt Demmin wirkt leider insgesamt etwas desinteressiert und lieblos. Dazu trägt halt auch die innerstädtische Verkehrsführung bei, in der B110 und B194 mitten durch die Altstadt durchgezogen werden. Allein die Verkehrsmenge rechtfertigt nach meinem Eindruck aber keine anderen aufwändigen Lösungen. Kleinere Lösungen sind baulich kaum möglich, zumal die Stadtentwicklung im 19./20. Jh. dafür eher zu langsam als zu schnell war. In Loitz fällt das noch mehr auf.
Den Spitzenplatz in Sachen Wahlenthalltung wird diesmal wohl noch der Bördekreis machen. Aber in Demmin arbeitet man dran.
Die wirklich Interessierten wählen oft erst ab 2013 oder 2017. Dann wird sich da vielleicht was ändern, dank der Aktion auch für Grüns.
ich freue mich über soviel engagement! falls es mit dem direktmandat klappen sollte hier gleich mal eine kurze anekdote zum „auf dem boden beleiben“
http://www.youtube.com/watch?v=YboD55shaeE