„Hartz IV trotz Uni-Abschluss“ *Update*

stellt der Greifswalder Lokalteil der OZ heute mit unterschwelligem Erstaunen fest.

Willkommen in der Realität, liebe OZ. Höhere Bildung schützt nämlich nicht vor Arbeitslosigkeit, und die abschätzig „Hartz IV-Empfänger“ genannten ALG II-Berechtigten sind nicht alles ballonseidene Trainingsanzüge tragende und Unterschichtenfernsehen schauende Menschen, die dabei Kohlenhydrate und Alkohol in sich hinein schaufeln.

So weit, so schlecht. Aber das auch dieser Artikel wieder einmal die Chance verpasst, auf die rechtswidrige Praxis der Vergabe von „Ein-Euro-Jobs“ hinzuweisen, ist ärgerlich, aber auch nicht verwunderlich.

„…Doch statt der Traumstelle als Hörspielautorin wartete beim ersten Vermittlungsgespräch ein Ein-Euro-Job [Hervorhebung von mir] auf die Kunstpädagogin. Für wenig Geld sollte sie in der PR-Abteilung des Greifswalder Kulturzentrums St. Spiritus aushelfen. „Zunächst war ich empört, doch dann sah ich, wie andere vor der Tür Schnee schippen mussten“, erzählt Sophie.“… so die Greifswalder Zeitung.

Ich habe hier schon desöfteren über „Ein-Euro-Jobs“ geschrieben und langsam bin ich es leid. Nur so viel: „Ein-Euro-Jobs“ sollten das letzte Mittel einer Reihe von möglichen Maßnahmen, die den ARGEn zur Verfügung stehen, sein, so sieht es das Gesetz. Keinesfalls sollten sie am Anfang stehen. Im Übrigen dienen sie in erster Linie der Wiedererlernung einer Tagesstruktur bei Langzeitarbeitslosen. Aber urteilen Sie selbst, ob dies bei einer Studentin unmittelbar nach dem Studium zutrifft…

Aber die ABS und die Statistik freuen sich.

*Update*

Eine andere Sicht der Dinge hat der OZ-Blogger.

3 Kommentare bei „„Hartz IV trotz Uni-Abschluss“ *Update*“

  1. Ich bin schon froh gewesen, dass dieses Thema überhaupt in der OZ vorkommt, ein Fortschritt.
    Ansonsten bin ich nicht anderer Ansicht, vor allem nicht, wenn es um Ein-Euro-Sklaverei geht. Immerhin wurde gut beschrieben, was den Frauen zugemutet wird. Das kann keiner der festangestellten Redakteure. Daher meine Überraschung.

    1. Stimmt ja schon. Allerdings ist es nur billig, gerade Akademikerinnen zu nehmen. Auch andere wollen arbeiten, haben aber noch weniger Chancen. Ansonsten, gut dass das Thema aufgegriffen wird.

  2. Ich schließe mich euch bedingt an. Der gleiche freie Mitarbeiter hat aber auch schon für das Moritz Magazin einen Beitrag über den „Treffpunkt“ geschrieben, der vor Sozialvoyerismus und Entsolidarisierung strotzte.
    Bleibt zu hoffen, dass die Bekanntschaft mit den ehemaligen Moritz- bzw. Radio98.1-Mitarbeiterinnen seinen Blick für soziale Ungerechtigkeiten geschärft hat. Den Beitrag fand ich bis auf diese Vorgeschichte lesenswert.

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