Alte Post und Dompassage

sind zwei für die Stadtentwicklung gleichermaßen von der städtischen Verwaltung als besonders bedeutsam und wichtig angesehene und gegen Widerstand vieler Bürger durchgesetzte Bauvorhaben. Maßgeblich beteiligt an der Durchsetzung der Bauvorhaben war in beiden Fällen Herr Arenskrieger. Dieser überzeugte schon damals die CDU von der Richtigkeit der Vollendung des schon vor 1990 begonnenen Abrisses eines ganzen Quartiers zur Errichtung zunächst einer Kaufhalle, um sodann eine für die Zukunft der Stadt geradezu unerläßliche Baumaßnahme durch die Fa. Wilbers (war auch irgendwie aus dem Osnabrücker Raum und mit der Baubecon verbändelt) durchführen zu lassen.
Naja, die Dompassage steht halb leer, die Fa. Wilbers ist insolvent, und die bauliche Gestaltung der Passage verlockt, zum Abrißhammer zu greifen, um wenigstens etwas Zukunftsweisendes darin finden zu können.

Nicht ganz unähnlich zu der Geschichte mit der Alten Post. Hier spielt bisher zwar kein privater Investor mit, aber die Durchsetzung dieses überaus bedeutenden und für die Geschicke der Stadt gerade unerläßlichen Umbaues zum Technischen Rathaus wurde wiederum mit Hilfe von Herrn Arenskrieger eingefädelt, und die CDU Mehrheitsfraktion hat, wohl durch die willfährige SPD Fraktion geduldet, entsprechend, gegen alle Vernunft und gegen alle Mahner, wieder einmal ein zukunftsweisendes Projekt beschlossen.
Jetzt, da selbst die Sparvariante schon ein zigfaches des ursprünglich angegebenen Betrages von 6 Mio EUR (hat das je einer geglaubt?) kostet und dennoch mächtig geknapst werden muß, wird, angesichts des emsigen Wirkens der bauwütigen Betonkoalition im Rathaus und auch dank der Stimmen der Grünen, ein funktionaler und wahrscheinlich häßlich-nüchterner Zweckbau in der schönsten Lage der Stadt, just gegenüber dem repräsentativen Museum, errichtet werden. Heißa, da werden die Touristen staunen, wie schön wir es haben!

Man kann sich ja schon einen Vorgeschmack beim Brückenhof in Wieck holen, dort baut die WVG, die als städtische Gesellschaft nicht unrepräsentativ für den guten Geschmack und die Sensibilität der städtischen Verwaltung im Umgang miit dem Stadtbild stehen dürfte. Und – gab es da nicht auch ein Bauamt das auf die Planung und Ausführung hätte Einfluß nehmen können…..aber das ist eine andere B(eton)austelle.

Zur Kompensation bekommen wir nun eine Stadtvermarktungsgesellschaft, von der zwar keiner so genau weiß, was sie kosten wird und was sie machen soll, aber es wird schon wen geben, der weiß, wer das Pöstchen bekommt und der dann u.a. die Aufgabe haben wird, die so wunderbar geschaffenen neuen Werke moderner Greifswalder Stadtentwicklung den Touristen werbewirksam zu verkaufen. Eine, wie ich finde, unlösbare, aber gewiß gut alimentierte Aufgabe, die sicherlich eine geeignete Person aus dem Umfeld des Gewerbevereins zu bewältigen in der Lage sein wird, aus dessen erlauchtem Kreis diese Idee stammt, und deren Überzeugungskraft in Windeseile in der Bürgerschaft alle Dämme sorgsamer und sparsamer Haushaltspolitik hat brechen lassen, aber das kennen wir ja bereits.

Ulrich Lichtblau
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5 Kommentare bei „Alte Post und Dompassage“

  1. Der Abriß der beiden Gebäude der Langen Straße, an deren Stelle jetzt der Eingang der Domblamage ist (ich glaube, es waren die Hausnummern 43 und 44, bin mir aber nicht sicher), wurde mit dem Argument betrieben, daß der Eingang der Domblamagen groß, weiträumig und einladend sein soll. Die historischen Gebäude mit Ausmalungen und ihrem Bestand an zeitgenössischer Ausstattung wurden dann ersetzt durch das Mauseloch, durch das die Besucher der Domblamagen eher abgeschreckt denn hineingezogen werden – ein komplettes Versagen von Architekten und städtischer Bauaufsicht.
    Dasselbe steht zu befürchten bei der Gestaltung der Neubaufassade des Technischen Rathauses direkt gegenüber vom Eingang des Pommerschen Landesmuseums. Schon der vorgelegte Sparentwurf der Lochfassade lehrt das Gruseln. Da der Umbau des Post-/Telekom-Komplexes zum Technischen Rathaus in der Billigvariante ausgeführt wird (trotzdem aber noch dreimal so teuer ist wie der Köder für die Bürgerschaft mit seinen 6 Millionen aussah), wird sich die Qualität der Ausführung sicherlich eher der Investruine „Domblamagen“ annähern als dem sorgfältigen Entwurf des Pommerschen Landesmuseums von Sunder-Plassmann.

  2. Soweit mir bekannt ist, wurde der Beschluß zur Gründung der Stadtmarketinggesellschaft, deren Finanzierung allerdings wirklich fragil bis fragwürdig erscheint, sieht man sich die entsprechende Tischvorlage an, mit nur einer Gegenstimme bzw. Enthaltung beschlossen. Das würde bedeuten, das vermutlich auch die grüne Fraktion für die Vorlage gestimmt hat. Wenn das so ist (ich lasse mich gerne korrigieren) dann finde ich es doch sehr merkwürdig, nun zu klagen.

    1. Hallo Eberhard, beschlossen wurde, die Voraussetzungen durch den OB zu schaffen. Gegründet ist die Gesellschaft noch nicht:

      Vor Gründung der GmbH wird ein durch die Bürgerschaft zu beschließender Gesellschaftsvertrag erarbeitet, der neben dem Gesellschaftszweck auch die angemessene Einflussnahme und Kompetenzregelungen hinsichtlich der Gesellschaftsorgane Geschäftsführung, Gesellschafterversammlung und Beirat auf Grundlage der Bestimmungen der KV M-V beinhalten wird. Dieser wird notariell zu beurkunden sein. Die Gründung der Gesellschaft ist kommunalrechtlich anzeigepflichtig.

      Stefan Fassbinder, Mitglied der bündnisgrünen Fraktion, hat auf unsere Bedenken hinsichtlich des möglichen „ungewollten Eigenlebens“ solcher stadteigener Gesellschaften und auch auf die hohe Verantwortung dann möglicher Aufsichtsratsgremien hingewiesen.

  3. Danke für die Detailinfo. Es drängt sich der Verdacht auf, dass mit der Gesellschaft eine Station zum Parken von nach Inkrafttreten der Kreisgebietsreform nicht mehr benötigten kommunalen Mitarbeitern geschaffen werden soll. Man darf gespannt sein, wer dort die Geschäftsführung übernehmen soll. Der Link führt übrigens (wenigstens bei mir) ins Leere.

    1. Pardon! Veruchen wir es hiermit – es ist der TOP 7.13 der Bürgerschaftssitzung vom 21.2.11

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