Strom ist deutscher Exportschlager – auch ohne Atomstrom

Windrad von Dieter Drescher bei flickr.com
Windrad von Dieter Drescher bei flickr.com

Das Horrorszenario der Energiekonzerne, dass die Stilllegung der sieben ältesten Atomkraftwerke Stromimporte notwendig mache und ohne Atomstrom die Versorgungssicherheit gefährdet sei, ist nichts anderes als der Versuch, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen. Die Schrottreaktoren sollen als unverzichtbar für die Energieversorgung dargestellt werden. Dabei können diese Behauptungen schnell widerlegt werden.

Strom „Made in Germany“ ist Exportschlager aller erster Güte. Mit einem Exportüberschuss von jährlich bis zu 22 Milliarden Kilowattstunden ist Deutschland einer der größten Stromexporteure Europas. Dazu kommt eine ungenutzte Kraftwerksreserve von 13.200 Megawatt – die sieben ältesten Atomkraftwerke und das AKW Krümmel haben zusammen eine Maximalleistung von 8.400 Megawatt. Auch ohne Atomstrom bleiben alle Lichter an.

Strom wird europaweit gehandelt. Wie an der Börse wird Strom je nach Preis stündlich eingekauft oder verkauft. Dabei steht als Gesamtbilanz immer dasselbe: Deutschland exportiert mehr Strom, als importiert wird.

Die Atomkraft trägt immer weniger zur Energieversorgung bei. Der Atomstromanteil sank im Zeitraum 2000 bis 2009 von 29 auf 22 Prozent. Und auch ohne Atomstrom wird kräftig Strom exportiert: Im Jahr 2007 standen zeitweise sechs Atomkraftwerke gleichzeitig still und dennoch wurden 20 Milliarden Kilowattstunden exportiert. Aktuell würden mit oder ohne Moratorium drei der sieben ältesten Atomkraftwerke wegen Wartungsarbeiten keinen Strom liefern.

Deutschland verfügt über große Überschüsse im Kraftwerksbereich, die schon heute ausreichen, die Atomkraft fast vollständig zu ersetzen und immer noch Strom in andere Länder zu exportieren. Die Profitinteressen der Konzerne dürfen der Bundesregierung nicht länger wichtiger sein als die Sicherheit der Menschen. Richtig ist, dass wir die Energiewende beschleunigen müssen, anstatt sie zu verzögern. Dies verhindert das Festhalten an der veralteten Risikotechnologie Atomkraft. Erforderlich ist jetzt ein zügiger Ausbau der Netze und der Erneuerbaren Energien, damit nach den Schrottreaktoren auch die restlichen Atomkraftwerke so schnell wie möglich abgeschaltet werden können.

Ulrike Berger
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