Herzschlag der Stadt – für einen freien Marktplatz in Greifswald!

Der Greifswalder Marktplatz ist die Bühne eines immer wieder gelingenden sozialen Kunstwerks. Wie am vergangenen Montag, als eine freie Versammlung bunt gemischter Greifswalderinnen und Greifswalder jeden Alters mit Ralf Dörnen und sechs Tänzerinnen in einer öffentlichen Ballettprobe den Welttag des Tanzes tanzend beging.
Für solche Aufführungen, freie Manifestationen der Stadtbevölkerung, für Feste, Public Viewings und – ja selbstverständlich für das Markttreiben selbst muss der Marktplatz frei bleiben. Ausnahme: vier Wochen Weihnachtsbaum in der Platzmitte.

Eine wunderbare Freifläche ist das zwischen den vier großen Brunnenstelen, nicht etwa platt (wenn Sie in Bodennähe genauer hinsehen, eröffnet sich eine sanft gewellte Folge von Höhenzügen unter dem feinen Pflastermuster des Platzes), eine Bühne, eine Einladung an alle. Und so, frei von allen Blechzeugen und Stadtmöbeln der Welt soll dieser Bürgerinnenplatz auch bleiben!

Wer hier von Öde spricht kennt den Pulsschlag dieses Ortes nicht. An Markttagen oder in der Adventszeit oder bei Demonstrationen ist der Platz bestens gefüllt. Danach aber darf er sich wieder leeren dürfen. Ohne dieses Frei- und Leer Werden funktioniert der Herzschlag der Stadt nicht mehr.
Dieser Freiplatz in der Mitte der Stadt ist das beste Aushängeschild einer freien selbstbestimmten Bürgerschaft. Wer hier Möbel in Form von Brunnen, Denkmälern oder Maskottchen aufzustellen gedenkt, möge bitte vorher eine Woche lang vor Ort dem Herzschlag der Hanse- und Universitätsstadt lauschen. Danach lässt er/sie es bleiben mit der Platzmöblierung.

9 Kommentare bei „Herzschlag der Stadt – für einen freien Marktplatz in Greifswald!“

  1. Ich gehe konform! ABer warum schreibt dann die OZ, die Grünen wollten einen Spielplatz auf dem Marktplatz?

  2. Stefan Fassbinder sagt: Antworten

    @Connie Müller-Gödecke: Die OZ hatte mich angerufen und gefragt, was DIE GRÜNEN von einem Brunnen auf dem Marktplatz hielten. Ich hatte geantwortet, dass es dazu keine Fraktionsmeinung gäbe, da im Moment ja gar kein Thema.
    Nach meiner persönlichen Meinung gefragt, habe ich so geantwortet, wie es auch in der OZ steht. Ich sehe keinen Handlungsbedarf, da mir der Platz auch leer gefällt. Ich habe aber auch nichts gegen einen Brunnen.
    Dann habe ich noch erwähnt, dass wir vor einigen Jahren im Zuge einer Diskussion über ein familienfreundliches Greifswald die Idee eingebracht hatten, auf dem Markt einen Spielplatz einzurichten – quasi als Symbol, die Kinder ins Herz unserer Stadt zu holen. So wie es in den Mittelmeerländern auf vielen Stadtplätzen üblich ist.

  3. Mit „public viewing“ ist eigentlich die Aufbahrung eines Verstorbenen gemeint, aber das hinterfragt offenbar niemand mehr!

    Wie wärs mit Freilichtveranstaltung, wäre dann auch wieder ein deutscher Begriff?

  4. @Stefan Fassbinder

    Wozu noch Spielplätze, wenn Kitagebühren weiter steigen sollen und ehemalige Kindergärten in der Stadt munter abgerissen werden?

  5. @frank: Na wenn sich viele keinen KiTa-Platz mehr leisten können, kann man die Bälger auf dem Markt festbinden und sich mit nem kühlen Bier für ne Stunde an den Hafen setzen 😉

  6. Stefan Fassbinder sagt: Antworten

    @Frank: Den Zusammenhang verstehe ich nicht. Sollen wir wegen steigender Kita-Gebühren keine Spielplätze mehr bauen?

    @Fleischervorstadt-Blog: Wenn jemand zu wenig verdient, dann übernimmt der Kreis die Kitagebühren der Eltern. In Greifswald ist das bei mehr als die Hälfte der Kinder der Fall.
    Gekniffen sind allerdings Familien, die leicht über der Einkommensgrenze liegen, aber mehrere Kinder in Kitas haben. Der Vorschlag der Bürgerschaftsfraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN eine Geschwisterermäßigung einzuführen, die den Namen auch verdient, fand leider in der Bürgerschaft keine Mehrheit. In anderen Städten – auch in Ostdeutschland – zahlen z.B. die zweiten Kinder nur die Hälfte, das dritte gar nichts mehr.

  7. Wenn jemand zu wenig verdient….

    Das heißt also, dass mehr als die Hälfte, mehr als 50% der Haushalte in Greifswald, die ihre Kinder in Einrichtungen bringen, sich diese Einrichtungen selbst nicht leisten können.
    Dann die Gekniffenen, die leicht über der Einkommensgrenze liegen und sich wirtschaftlich wahrscheinlich durch den Monat quälen….So viele arme Menschen in dieser Stadt…..

    Du lieber Himmel, wo soll das noch hinführen…..?

  8. So viele arme Menschen in dieser Stadt…..

    Du lieber Himmel, wo soll das noch hinführen…..?

    Da kann man sich über Griechenland, Spanien, Italien und Portugal informieren, dann weiß man schnell wohin die Sparpolitik führt, aber hier sind wir noch nicht soweit.

  9. Angeblich (OZ, 7. Mai 2013) wünschen sich über 60% der OZ-Abstimmenden einen Brunnen auf dem Greifswalder Marktplatz. Wir haben schon VIER Brunnen auf dem Greifswalder Marktplatz! Vier schöne Brunnenstelen. Leider schafft es das zuständige Amt der Uni- und Hansestadt Greifswald nicht, in der längst angebrochenen warmen Jahreszeit, diese Brunnen wieder in Betrieb zu setzen. Aber dann über neue Brunnen abstimmen lassen. Nach dem Motto: Mein Aschenbecher ist voll, ich kauf mir ein neues Auto.

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