In Mainz Hbf kann mit Anschluss nicht gerechnet werden…

Dass die Deutsche Bahn häufig an den falschen Stellen spart, ist bekannt. Dass an Tochterunternehmen überzogene Gewinnerwartungen gestellt werden, auch.
Meine Einschätzung, dass der Eisenbahnverkehr zu wenig vom Fahrplan aus gedacht wird, und zwar unabhängig vom allgemeinen bedauerlichen Desinteresse an diskreter Mathematik, ist auch schon einigen bekannt.
Und schon gar nicht überraschen kann, dass die aktuelle Unterbesetzung des Stellwerks Mainz in den laufenden Wahlkampf ganz wunderbar hineinpasst.

Die Forderung an im Urlaub befindliche Mitarbeiter_innen, sie mögen ihren Urlaub doch gefälligst einfach so abbrechen, geht natürlich gar nicht. Vor allem, nachdem die freiwerdenden Stellen der ehemaligen Kolleg_innen zuvor nicht wiederbesetzt worden waren.

Moment –
Andrerseits könnte man aus einer solchen Forderung natürlich auch was machen. Was ich nämlich vermisse, ist ein Statement der betreffenden Mitarbeiter_innen, wonach dieser Urlaubsabbruch an bestimmte Bedingungen geknüpft wird.
Ich meine jetzt nicht Geld. Da würde sich eh irgendeine Lösung finden. Mehr so Grundsätzlicheres.

Naheliegend ist natürlich, eine Aufstockung des Personals in betrieblich sensiblen Bereichen zu fordern.
Und dann: Wenn eine Leitungsebene ständig solche Fehlentscheidungen wie jetzt bei der Personalentwicklung trifft, muss das da auch mehr als eine personelle Konsequenz haben. In den höheren Leitungsebenen der Bahn sitzen einfach zu wenige Menschen, die etwas vom Eisenbahnbetrieb verstehen. Ein weiteres Beispiel einer unsinnigen Fehlentscheidung war Mehdorns großangelegter Weichenabbau, der jetzt auf eingleisigen Strecken mit immer weniger Kreuzungsmöglichkeiten regelmäßig zu Kettenverspätungen führt. Forderung: Mehr Eisenbahner_innen in den Bahnvorstand.
Und: Wo an den falschen Stellen gespart wird, gibt es meistens auch Ausgaben an den falschen Stellen. Einige davon sind bei der Bahn auch schnell gefunden und firmieren unter dem Stichwort „Großprojekte“. Das bekannteste davon heißt „Stuttgart 21“. Auch ansonsten ist alles, was mit viel Tunnelbau zu tun hat, genau unter die Lupe zu nehmen (wollte der Herrenknecht nicht sowieso auswandern?). Forderung: Unsinnige Großprojekte stoppen.

Und natürlich: Die Verflechtung von Infrastruktur und Betrieb in einem Unternehmen Deutsche Bahn ist eines der Hauptprobleme. Und das muss politisch gelöst werden. Wo sich Eisenbahninfrastruktur in unmittelbarem Eigentum von Bund, Ländern und Kommunen befindet, kann das Unternehmen Bahn nicht mehr einfach nach Belieben jeden Unsinn machen. Um diese entscheidende Änderung herbeizuführen, müssen allerdings auch Parteien gewählt werden, die genau das fordern. Auf Seite 172 des grünen Wahlprogramms heißt es folgerichtig: „Daher treten wir für eine Überführung der Eisenbahninfrastruktur in das unmittelbare Eigentum des Bundes ein und unterstützen das 4. Eisenbahnpaket der EU-Kommission. Die Bewirtschaftung regionaler Schienennetze soll den Ländern zur Pacht angeboten werden. Wir wollen dauerhaft ausschließen, dass private Investoren Anteile am Schienennetz erwerben.“
Also.

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