Innenstadt und Fleischervorstadt im Jahr 2030

Am Samstag fand im Bürgerschaftssaal des Rathauses die öffentliche Zukunftswerkstatt zur Fortschreibung des Rahmenplans Fleischervorstadt und Innenstadt statt, zu der auch alle Mitglieder der Bürgerschaft eingeladen worden waren.

Leider war die Resonanz bei den Bewohner_innen der Ortsteile sehr mäßig. 22 Menschen verloren sich im Bürgerschaftssaal, die Hälfte davon Mitarbeiter_innen der Stadtverwaltung sowie neben drei Mitgliedern der Bürgerschaftsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vereinzelte Mitglieder von SPD, KfV/Piraten und der ZG Linke/AL.
Wir vermissten gänzlich Vertreter_innen des sogenannten „bürgerlichen Lagers“.

Dennoch – oder gerade deswegen (?) – wurden in den vier Arbeitsgruppen Visionen erarbeitet und am Ende des Tages Ergebnisse präsentiert, die auf positive Entwicklungen in den beiden Ortsteilen hoffen lassen.
Die AGs arbeiteten zu Mobilität; Frei- und Spielräume, Stadtgestalt, Wohnen; Kultur, Bildung und Tourismus sowie Handel und Tourismus.
Das StadtBüro Hunger wird diese Ergebnisse für seine weitere Arbeit am Rahmenplan Innenstadt und Fleischervorstadt nutzen. Sollten sie eins zu eins umgesetzt werden, könnte ein Wochenende in der Innenstadt oder Fleischervorstadt im Jahr 2030 so aussehen:

Zum Feierabend am Freitag erreicht man die Altstadt mit dem Fahrrad oder mit dem Auto über den verkehrsberuhigten Hansering oder die verkehrsberuhigte Bahnhofstraße. In der gesamten Fleischervorstadt bewegen sich die Autos nur noch mit Tempo 30, in der Innenstadt gibt es verstärkt Spielstraßen. Denn eigentlich muss niemand mehr mit seinem Auto in die Altstadt hinein fahren. Es gibt ausreichend Parkplätze in den wenigen Parkhäusern und Parkplätzen am Rand der Innenstadt. Dort stellt man sein Auto ab, holt sein Fahrrad aus dem Fahrradparkhaus oder leiht sich das Lastenfahrrad, um mit den Einkäufen aus dem Baumarkt seine Wohnung zu erreichen. Gegenstände des täglichen Bedarfs muss man nicht mehr auf der grünen Wiese kaufen. Es gibt in der Innenstadt ausreichend Einkaufsmöglichkeiten dafür.

Am Samstagvormittag kann man diese bei einem Einkaufsbummel nutzen. Die Familie macht dann auch gleich die Besorgungen für die älteren Menschen mit, mit denen sie in einem generationenübergreifenden Wohnhaus leben. Diese beschäftigen sich währenddessen mit den Kindern der Familie an den zahlreichen Wasserstellen und Spielecken, die in den letzten Jahren in der Fußgängerzone entstanden sind. Dabei werden sie nicht mehr durch Lieferverkehr aufgeschreckt, der durch die Fußgängerzone fährt. Denn es gibt jetzt ja die Logistikzentren am Rand der Stadt, in denen die Waren umgeladen und gebündelt mit Elektro-Lieferfahrzeuge weiter transportiert werden.

Die Quartiersmanagements von Fleischervorstadt und Innenstadt laden an diesem Wochenende außerdem zum gemeinsamen Flohmarkt ein, das Studententheater hat extra dafür ein Stück einstudiert, das im neuen Ortsteilzentrum bei den KAW-Hallen aufgeführt wird. Am Abend muss man sich entscheiden zwischen dem philharmonischen Konzert im Theater, dem Trommel-workshop im klex, der populärwissenschaftlichen allwöchentlichen Samstags-Vorlesung der Universität oder dem Kino auf Segeln am Museumshafen. Die Jugend hat an diesem Abend jedoch keine Zeit in den selbst gestalteten Jugendräumen zu chillen. Denn sie muss die Jugend-Bürgerschaftssitzung vorbereiten, die am kommenden Montag stattfinden wird.

Am Sonntag kommen die Großeltern zu Besuch. Nach dem Mittagessen umrundet die Familie bei einem Spaziergang auf dem Wallweg die Innenstadt und macht einen kleinen Umweg ins Grüne auf dem neu geschaffenen Wanderweg entlang des Rycks nach Wackerow. Unterwegs haben nicht nur die Kinder Gelegenheit, sich an den zahlreichen Bewegungsobjekten auszutoben, auch für Oma und Opa gibt es anregende Objekte und Sitzgelegenheiten am Wegesrand. Die Jugend hat sich auf halbem Weg zur halfpipe in den Credneranlagen abgesetzt oder besprayt ganz legal eine der offiziellen Graffitiflächen in der Innenstadt.

Am Museumshafen treffen sich dann alle wieder. Denn es gibt am Nachmittag zahlreiche kulturelle und sportliche Events am Wasser, der Ryck ist wieder so sauber, dass er zum Baden einlädt. Die Promenade vor der „Speicherstadt“ lädt zum Verweilen in einem der zahlreichen Cafés ein, bevor die Großeltern die Familie wieder verlassen und in Greifswald, der Stadt am Wasser, eine neue Arbeitswoche beginnt.

Die Vision spielt im Jahr 2030 – doch die Zukunft begann mit einer Werkstatt am 5. Juli 2014…

Frauke Fassbinder

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