Universität Greifswald sollte wieder Grundschullehrkräfte ausbilden dürfen

Ulrike Berger
Ulrike Berger

Angesichts des Nachwuchsmangels bei den Grundschullehrkräften zum Beginn des neuen Schuljahres sprechen sich Peter Madjarov und Ulrike Berger, beide BÜNDNISGRÜNE Mitglieder im Greifswalder Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Universität, dafür aus, an der Universität Greifswald wieder Grundschullehrkräfte auszubilden.

Dazu Berger, die als Bildungsexpertin der grünen Landtagsfraktion auch das gesamte Land im Blick hat: „Die Universität Greifswald musste das Grundschullehramt in den 1990er Jahren aus Spargründen einstellen. Seither bildet M-V seine Grundschullehrkräfte nur noch in Rostock aus. Doch inzwischen stehen wir vor einem enormen Lehrermangel, denn bis 2030 muss das Land nach eigenen Prognosen mehr als 1.500 neue Grundschullehrkräfte einstellen. In Spitzenjahren werden bis zu 200 neue Lehrkräfte an den Grundschulen benötigt.
Schon jetzt fehlt es an Nachwuchs. So sind für die zum neuen Schuljahr beginnenden Referendariate nur 47 zulassungsfähige Bewerbungen für 80 Stellen eingegangen. Am Ende konnten trotz einer Nachausschreibung nur 30 Plätze besetzt werden. Wenn wir jetzt nicht vorsorgen, drohen in Zukunft größere Klassen und noch höherer Unterrichtsausfall.
Trotzdem hat die Landesregierung durchgesetzt, dass die Zahl der Studienplätze im 1. Semester für das Lehramt Grundschule ab 2018 von 170 auf 100 sinkt. Das ist genau der falsche Weg, zumal längst nicht alle Erstsemester ihr Lehramtsstudium beenden. Tatsächlich haben in M-V seit 2011 nur zwischen 41 und 62 Studierende pro Jahr das Studium im Grundschullehramt erfolgreich abgeschlossen. Darum dürfen die Studienkapazitäten nicht sinken, sondern müssen bedarfsgerecht erhöht werden. Dabei ist es sinnvoll, auch in Greifswald wieder Grundschullehrkräfte auszubilden, denn gerade der östliche Landesteil hat besondere Schwierigkeiten bei der Gewinnung von neuen Lehrerinnen und Lehrern. Wer hier lebt und ausgebildet wird, bleibt später auch eher in der Region.
In diesen Tagen wurde zudem ein weiterer Grund für eine Erhöhung der Studienplatz-Zahlen bekannt: Das Land verliert wegen zu geringer Studienanfängerzahlen in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 6,2 Millionen Euro Bundesmittel aus dem Hochschulpakt. Auch für die kommenden Jahre drohen Mindereinnahmen. Das Land spart sich im Hochschulbereich arm. Mit der Ausweitung des Lehramtsangebots könnten wir dem Personalmangel entgegen wirken, die Studierendenzahlen erhöhen und zugleich den Hochschulstandort Greifswald noch attraktiver machen.“

Hintergrund:

– Antwort auf Kleine Anfrage zur Bewerbungslage bei den Referendariatsplätzen: http://www.dokumentation.landtag-mv.de/Parldok/dokument/37846/bewerbungslage-bei-referendariatspl%c3%a4tzen-im-schulbereich.pdf

– Lehrerbedarfsprognose der Landesregierung: http://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=1568957

– Absolventenzahlen Lehramt Grund- und Hauptschule M-V (Landesamt für Statistik):

2014: 62
2013: 48
2012: 41
2011: 47

 

 

 

Bildquellen

  • Ulrike Berger – Porträt: Grüne Vorpommern-Greifswald, Photo: Tobias Linke | CC BY-SA 3.0

Ein Kommentar bei „Universität Greifswald sollte wieder Grundschullehrkräfte ausbilden dürfen“

  1. Ich denke zusätzlich ist aber auch eine Anreizpolitik nötig, damit sich genügend junge Leute für das Lehramtsstudium entscheiden. Der Lehrermangel wird immer akuter, nicht nur in MeckPom. Sparen oder Hochschulpolitik sollte niemals dazu führen, dass die Bildung zu kurz kommt, schließlich gibt es kaum eine wichtigere Investition in die Gesellschaft und die Zukunft! Auch sollte man Quereinsteigern den Wechsel zum Lehrerberuf noch mehr erleichtern, ohne zuviel an Qualität einzubüßen.

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