Brücken bauen, nicht Gräben vertiefen!

Die Bürgerschaftsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Forum 17.4 ist über die Ankündigung einer  Sondersitzung der Bürgerschaft zur Umbenennung der Universität irritiert. Wir befinden uns gerade in Beratungen zum städtischen Haushalt und unsere Fraktion nimmt die Beschäftigung damit sehr ernst. Eine Sondersitzung zum jetzigen Zeitpunkt bindet Kräfte und Zeit, die alle Bürgerschaftsmitglieder gerade in ihre Haushaltsberatungen investieren sollten.
Warum genügt es den Fraktionen nicht, ihren Antrag in der regulären Bürgerschaftssitzung im Februar zu behandeln?
Der Senat der Universität hat gemäß den Statuten der Universität und im Rahmen der Landeshochschulgesetzes eine Entscheidung getroffen. Daher ist jeglicher Appell der Bürgerschaft zwar legitim, hätte aber auch lange vor der Entscheidung im Senat erfolgen können. Es war bekannt und wurde auch in der OZ immer wieder thematisiert, dass die Entscheidung im Senat anstand. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, alle Bürgerschaftsmitglieder hätten sich also noch vor der Entscheidung mit Appellen, Bürgerschaftsbeschlüssen, Gesprächen mit Mitgliedern des Senats oder Briefen frühzeitig beteiligen und einbringen können.

 

Wir akzeptieren den Beschluss des Akademischen Senats (der bekanntlich drittelparitätisch aus Studierenden, Mitarbeitern/-innen und Professor/-innen besteht) zur Umbenennung der Universität. Denn der ehemalige Patron hat die Universität über Jahrzehnte hinweg gespalten und stand dem Wunsch nach Weltoffenheit entgegen. Die Universität legt sich nun wieder den Namen zu, den sie in ihrer 560 jährigen Geschichte am längsten hatte und besinnt sich auf ihre wahre Tradition.

Wir finden, „Universität Greifswald“ ist ein starker, klarer, schöner Name mit Strahlkraft für freie Forschung und Lehre und eindeutigem Bezug zu unserer Stadt.
Alter Stich von Dom und Uni
Umbenennungen von öffentlichen Institutionen, Straßen und Plätzen stehen häufiger an. So hat beispielsweise die heutige Universität Rostock 1990 den Namen „Wilhelm-Pieck-Universität“ abgelegt oder auch die Hansestadt Greifswald 2008 den Ernst-Thälmann-Platz in Dietrich-Bonhoeffer-Platz umbenannt.
Diesen und auch der aktuellen Umbenennung gingen – völlig legitim – sehr kontroverse Diskussionen voraus. Am Ende sind Entscheidungen gefällt worden, die zwar nicht von allen mitgetragen, aber letztendlich doch akzeptiert worden sind.
Neu und überhaupt nicht legitim sind jedoch der Hass und die Hetze, die im Falle der Umbenennung der Greifswalder Universität dem Akademischen Senat und besonders allen Studierenden entgegenschlägt und die deutlich an Respekt gegenüber einer Entscheidung vermissen lassen. Darüber sind wir zutiefst entsetzt.
Wir halten es für sehr schwierig, wenn den studentischen Vertreter/-innen im Senat vorgeworfen wird, sie dürften nicht mitreden, da sie ohnehin bald wieder aus Greifswald verschwunden seien. Diese Position verkennt, dass der Senat in 2/3-Mehrheit diese Entscheidung traf, aber auch dass das Studium ein Lebensabschnitt ist, in dem das Nachdenken und Leben nicht außerhalb des Hörsaals aufhört. Vor allem aber wird ignoriert, dass Greifswald auch deshalb eine Stadt mit wachsender Bevölkerungszahl ist, weil sich viele ehemalige Studierende nach dem Studium dafür entscheiden weiterhin in Greifswald zu leben, zu arbeiten, eine Familie zu gründen und die Stadt mitzugestalten – darunter übrigens auch einige Mitglieder der Bürgerschaft. Und genau dieses Signal sollte auch von der Bürgerschaft ausgehen: Greifswald ist eine lebenswerte Universitätsstadt!
Wir fordern die Mitglieder der Bürgerschaft auf, Brücken zu bauen und nicht Gräben zu vertiefen. Das erwarten wir von der Sondersitzung am Montag.
Christoph Oberst

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