„Studie: Arbeit lohnt sich doch mehr als Hartz IV“,

so der Titel einer Meldung in der Online-Ausgabe der OZ. Der Paritätische hat gerechnet und selbstverständlich festgestellt, dass alle anderen Behauptungen schlicht nicht der Wahrheit entsprechen und unseriös sind. Die Expertise des Paritätischen kann hier nachgelesen werden.

Was mich an der Überschrift stört, ist das Wörtchen „doch“. Als hätte irgend jemand, der auch nur ein wenig Ahnung hat, behauptet, es sei anders. Außer Westerwelle, diversen Stammtischen und den üblichen Verdächtigen von INSM und Konsorten, die Interesse am Abbau des Sozialstaates haben, kam niemand auf die Idee, so etwas als Wahrheit zu verkünden. Auch der Paritätische nennt solche Behauptungen „völlig haltlos und an der Grenze zur bewussten Täuschung“. Bereits unmittelbar nach Westerwelles Ausfällen waren zahlreiche Beispielsrechnungen zu finden, die belegen, dass das „Wer arbeitet soll mehr haben als ein ALG II-Berechtigter“ längst Realität ist. Wer aber den Westerwelles – und sei es auch nur ansatzweise – glaubt, der muss dann ein „doch“ in die Überschrift setzen. Für jede/n Andere/n ist die Aussage des Paritätischen keine Überraschung.

Mal sehen, was morgen in der Druckausgabe steht.

Übrigens: Das Lohnabstandsgebot, auf das sich die Westerwelles beziehen, wird mit keinem Wort im Urteil des Bundesverfassungsgerichtes erwähnt. Es kann ja wohl auch nicht angehen, dass das  Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum beschnitten werden kann, nur weil es Deutschland nicht gelingt, einen flächendeckenden und existenzsichernden Mindestlohn einzuführen. Auch von den Politikern, die jetzt eine Kürzung der Regelleistungen fordern, wird dies verhindert.

2 Kommentare bei „„Studie: Arbeit lohnt sich doch mehr als Hartz IV“,“

  1. Das „doch“ hat natürlich seinen Sinn, denn die OZ hatte auf einer Blickpunktseite die volksverblödende Rechnung nachgeplappert, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, die Aussage nachprüfen zu lassen (Wäre ja noch schöner: OZ recherchiert, wäre hier möglich gewesen:
    http://ostsee-zeitung-blog.blogspot.com/2010/02/womit-zu-rechnen-ist.html)
    Möglicherweise ist es der feige Versuch, den 150000-fach verbreiteten Blödsinn auf diese Weise zu berichtigen.

    Dass solche Volksverblödungen, wie die unseriösen, indirekt die Armen gegen die Ärmsten aufhetzenden Rechnungen bildlich die Westerwelle machen, also verheerend wirken, kann an einigen Leserbriefen in der OZ verfolgt werden. Dabei fällt mir ein, dass die OZ kürzlich vom Einsatz von Ein-Euro-Jobbern im AL-Verband in Stralsund berichtete, lang und breit, weil von einer Agentur gesendet. Als die OZ jedoch vor wenigen Wochen über einen gesetzwidrigen Einsatz sog. Ein-Euro-Jobber zum Schneeschippen in Gwd. berichtete, merkte niemand in der Redaktion, dass er über Gesetzwidriges berichtete.
    Das ist zweierlei Maß, zeigt, dass in den Redaktionen niemand Ahnung vom Thema hat und auch nicht haben will, weil auch dort seit Jahren Vorurteile verfestigt sind. In meinem Blog gibt es dafür seit 2005 etliche Beispiele nachzulesen, in diesem Blog auch.

  2. […] “Studie: Arbeit lohnt sich doch mehr als Hartz IV”, – Greifswald … […]

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