Was herauskommen kann, wenn sich klamme Kommunen aus schierer Verzweiflung um die Zukunft der Stadt allzu sorglos Investoren und Veranstaltern an den Hals werfen, haben wir am vergangenen Wochenende in Duisburg erfahren können. Weil nicht sein durfte, was nicht sein konnte, wurden offenbar sämtliche nicht nur vereinzelt vorgetragene Bedenken kraftvoll ignoriert. Ein Blick aufs Luftbild bereits hätte den gesunden Menschenverstand fragen lassen können, ob das alles erst gemeint sei.
Das Muster ist leider nicht singulär. Klamme Kommune ist auf der Suche nach positiven Schlagzeilen. Kosten darfs nix (Haushaltssicherung) oder nur ganz wenig. Wer intern frühzeitig Bedenken äußert, wird entfernt. Die Kommunalvertretung bleibt außen vor und verlässt sich auf den Veranstalter. Genehmigt wird auf den letzten Drücker, wer nicht mitmacht, ist ein böser Spielverderber. Was nicht passt, wird ignoriert – im Zweifel eben „ums Verrecken“.
Warum Verantwortliche in Kommunalverwaltungen erst dahin kommen, wider besseren Wissens und Vernunft zu handeln, muss man in diesem Zusammenhang auch fragen. Der Zustand der Kommunen ist vor allem in finanzieller Hinsicht einfach mal grottig. Wer die Kommunen durch unzureichende Finanzausstattung zur Unvernunft nötigt, handelt auch nicht verantwortlich.
Was mich aber mehr stört, ist die in einigen Äußerungen vermeintlicher Experten und Kommentatoren und der Reaktion manches Verantwortlichen zu erkennende Geringschätzung derjenigen, die eine Veranstaltung wie die Loveparade besuchen. Nicht mehr der einzelne Mensch wird da gesehen, sondern im Wesentlichen die Masse. Die sollte konsumieren, Geld in der Stadt lassen, zur Imageaufhellung beitragen, aber ansonsten bitte nicht weiter stören. Entscheidungsträger in der Politik können mit dem Loveparade-Publikum in der Regel nicht viel anfangen. Bei den Unbürgerlichen ist auch nicht viel zu holen, gemäß der vorherrschenden Meinung sind da auch viele Nichtwähler dabei.
Die Mehrheit der Berichterstatter weiß aber immerhin die Verantwortlichkeiten richtig einzuschätzen und zuzuschreiben. Dafür wars in Duisburg leider zu eindeutig.