Berger: Vorentscheidung für weitreichende Kultureinschnitte ist voreilig und einseitig

Zu den Berichten über eine bereits erfolgte Festlegung der Landesregierung auf ein Theaterstruktur-Modell erklärt Ulrike Berger, kulturpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

„Sollten die Medienberichte zutreffen, können wir vor einer Vorfestlegung auf das Staatstheatermodell in dieser Form nur warnen. Die öffentliche Anhörung zu den Theatermodellen im Bildungsausschuss in der vergangenen Woche hat klar ergeben, dass alle Modelle auf groben Annahmen und Prognosen beruhen. Auch die Metrum Management GmbH selbst gab an, dass zu diesem Zeitpunkt nicht einmal gesagt werden könne, ob die Fusionsvorhaben künstlerisch und technisch überhaupt sinnvoll umsetzbar seien. Die Entscheidung, ein einziges Modell einer genauen Prüfung zu unterziehen, ist jedoch nichts anderes als die Festlegung auf dieses Modell. Seriös wäre es gewesen, für zwei oder drei Modelle eine fundierte Analyse durchzuführen – um überhaupt eine realistische Grundlage und auch Alternativen für den anschließenden Entscheidungsprozess zu haben. Dies haben auch Vertreter der Landkreise gefordert.

Das Modell 7 ist mit erheblichen Einschnitten verbunden. Es führt zu Stellenkürzungen, die einem größeren mittelständischen Unternehmen entsprechen und Strukturen, die deutschlandweit einmalig wären: aus Mehrspartentheatern werden Mehrfahrtentheater. Es gibt bisher kein erfolgreiches Vorbild für einen solchen Zusammenschluss mit Strecken von bis zu 170 km zwischen den einzelnen Standorten desselben Theaters. Sowohl die Einsparprognosen als auch die postulierte Chance einer künstlerischen Qualitätssteigerung halten wir vor diesem Hintergrund nicht für realistisch. Wir appellieren außerdem an die Landesregierung, sich vom Prinzip des „Matching Funds“ zu verabschieden. Im Modell 7 würde dies zum Beispiel die Existenz der Theater Anklam und Parchim massiv gefährden. Den Gedanken einer Landesträgerschaft unterstützen wir – jedoch nur, wenn damit auch eine tatsächliche Entlastung der Kommunen und nicht nur eine Übertragung der Entscheidungsbefugnisse auf das Land verbunden ist.

Die letzten Wochen haben eines gezeigt: Bürgerinnen und Bürger, aber auch Träger, Künstler und politischen Akteure sind durchaus bereit, über Strukturveränderungen nachzudenken und zu diskutieren. Die eilige Vorentscheidung für ein derart weitreichendes Modell auf Basis unzureichender Daten konterkariert diese Bereitschaft jedoch. Auch von der gepriesenen Online-Umfrage hört man seit ihrem Abschluss vor knapp einem Monat nichts mehr. Entsprachen die Ergebnisse nicht den Erwartungen des Ministers? Zur öffentlichen Diskussion der letzten Woche konnte das unveröffentlichte Votum jedenfalls nichts beitragen. “

Theater muß sein!

Bildquellen

  • Theater muß sein!: Bildrechte beim Kreisverband

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