Die Bündnisgrüne Landtagsfraktion fordert mit einem aktuellen Antrag im Landtag einen aktuellen umfassenden Bericht der Landesregierung zur Situation des Grund- und Oberflächenwassers in Mecklenburg-Vorpommern. In der Landtagssitzung im Oktober 2012 hatte Landwirtschafts- und Umweltminister Backhaus überraschend angekündigt, künftig auf umfassende Gewässergüteberichte verzichten zu wollen und stattdessen nur noch „zu Schwerpunkten, die die Öffentlichkeit besonders interessieren“, Sonderberichte herauszugeben.
Dr. Ursula Karlowski: „Landesbericht zum Zustand unserer Gewässer ist überfällig.“
Dr. Ursula Karlowski, umweltpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion:
„Was die Öffentlichkeit in puncto Gewässerschutz besonders interessiert und was nicht, sollte nicht der Fachminister bestimmen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, wo das Grundwassers am stärksten mit Nitrat belastet ist, ob sich Chemikalien in den Flüssen und Seen anreichern und welche Qualität das Wasser der Ostsee hat. Es ist geradezu die Pflicht der Umweltbehörden, regelmäßig und gründlich über den Zustand der lebenswichtigen Ressource Wasser zu berichten, und dies möglichst umfassend. Seit 2008 hat das Land einen zusammenhängenden Bericht zum Zustand unserer Gewässer nicht mehr vorgelegt. Damit können sich die Bürgerinnen und Bürger nur über umständliche Einzelanfragen an die Behörden wenden, um den Gewässerzustand vor ihrer Haustür zu erfahren. Dies ist angesichts der vielen chemisch-physikalischen Daten, die die Wasserabteilung des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie regelmäßig erhebt und auswertet nicht nachvollziehbar. Minister Backhaus ist hinsichtlich eines Landesberichtes über die Wasserqualität ganz klar in der Bringschuld.“
Nach Ansicht der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen ist ein Vergleich der Gewässerqualität von heute zu früheren Jahren auch regelmäßig eine Kontrolle darüber, wie sich Änderungen der Landnutzung auf die Gewässer auswirken. Auch könne nachvollzogen werden, ob Maßnahmen der Landesregierung
zur Reduzierung der Schadstoffeinträge in die Gewässer, Wirkung zeigen. Aktuell ist zu erwarten, dass unter anderem die Ausdehnung des Maisanbaus für die Gewinnung von Bioenergie und die Ausdehnung der industriellen Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin zu hohen Schadstoffeinträgen in Seen, Flüsse und Kleingewässer sowie ins Grundwasser führen.
Hintergrund:
Seit Jahren stellen die Wasserbehörden des Landes eine hohe Belastung des Grundwassers mit Nitrat fest. An jeder fünften Grundwassermessstelle wird der Grenzwert für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter regelmäßig überschritten. Dabei kommt es immer häufiger zu Messwerten von über 100 Milligramm pro Liter. Den Spitzenwert bildet die Messstelle Sommerstorf, wo im Jahr 2008 bis zu 600 Milligramm Nitrat im Grundwasser gemessen wurden. Dies bedeutet eine 12-fache Überschreitung des Grenzwertes! Weitere Messstellen mit kontinuierlich hohen Nitratbelastungen über 100 Milligramm pro Liter Nitrat sind Hohen Wangelin, Liepen, Bütow und Rechlin. Nitrat reagiert im Körper zu Nitrit. Zu hohe Nitrit-Konzentrationen führen besonders bei Säuglingen zu Atemnot und der lebensgefährlichen Blausucht. Bei Erwachsenen wandeln sich Nitrite im Körper zu Nitrosaminen. Diese gelten als krebserregend.
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- Ursula Karlowski 2013: Ailura, wikimedia | CC BY-SA 3.0