Zur Vorstellung der Modelle zur Weiterentwicklung der Theater- und Orchesterstruktur in Mecklenburg-Vorpommern erklärt die kulturpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ulrike Berger:
„Bildungsminister Brodkorb hat die Chance vertan, eine wirklich offene Debatte für eine Weiterentwicklung der Theater- und Orchesterstruktur anzuregen. Alle neun vorgestellten Modelle der Metrum Managementberatung stehen unter der Prämisse, dass die Landeszuschüsse bis 2020 auf dem heutigen Stand gedeckelt bleiben, obwohl bereits jetzt eine Unterfinanzierung besteht. Sie wurden also nicht unter dem Aspekt entwickelt, welche Modelle künstlerisch und strukturell sinnvoll sind, sondern wie die aus der Deckelung entstehende Finanzierungslücke von 12 Millionen Euro bis 2020 am besten verwaltet werden kann. Die neun Modelle verschleiern, dass damit die politische Entscheidung für einen massiven Kultur- und Stellenabbau längst gefallen ist. Zumindest das sollte Minister Brodkorb offen kommunizieren.
Für besonders empörend halten wir den Zeitplan der Landesregierung. Minister Brodkorb will den kommunalen Trägern vier bis sechs Wochen Zeit geben, um sich für eines der neun Modelle zu entscheiden. Eine Entscheidung, für die die Landesregierung Jahre benötigt und schließlich an ein Beratungsunternehmen abgegeben hat, soll nun von ehrenamtlichen Kommunalparlamenten gemeinsam mit Bürgermeistern und Intendanten innerhalb kürzester Zeit in einem großen Konsens getroffen werden. Das ist nicht nur völlig unrealistisch, sondern zeugt auch von völliger Unkenntnis kommunaler Entscheidungsprozesse.
Dabei ist es für die Kommunen ohnehin nahezu unmöglich, einem der Modelle zuzustimmen – denn fast alle Modelle sehen einen sogenannten „Matching Fund“ vor. Das bedeutet, dass die Kommunen künftig mindestens genauso hohe Zuschüsse leisten müssen wie das Land. Damit würden die Kommunen um mehr als sieben Millionen Euro pro Jahr zusätzlich belastet.
Die Ankündigung des Ministers, bei einer ausbleibenden Entscheidung der Kommunen binnen weniger Wochen Strukturveränderungen durch Neuordnung der Landeszuschüsse zu erzwingen, ist eher eine Erpressung als die angekündigte offene Debatte.“