Unter der Überschrift „Mehrheit der Hartz-IV-Empfänger würde nicht für einen neuen Job umziehen“ berichtet Spiegel-Online heute über eine Studie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der „Denkfrabik“ der Bundesagentur für Arbeit. Danach würde diese Studie ein zentrales Vorurteil gegen ALG II-Berechtigte bestätigen.
Gleichzeitig heißt es aber auch, „mehr als zwei Drittel der Befragten [würden] für einen Job einen langen Arbeitsweg, ungünstige Arbeitszeiten und erhöhte Belastungen in Kauf nehmen.“ Also hätte die Überschrift auch so oder ähnlich lauten können: „Mehrheit der Hartz-IV-Empfänger nimmt erhöhte Belastungen in Kauf.“ Passt aber nicht zur neoliberalen Ausrichtung des Blattes.
Und es ist halt nur ein Beispiel unter vielen. Beliebt auch:
Stereotypes SPD-Bashing mit Reportagen aus ach so furchtbaren SPD-Hochburgen. Berichte aus Nordhessen oder Südniedersachsen hab ich noch nirgendwo gelesen.
Umgekehrt werden die Leute aus Grünen-Hochburgen immer als verirrte Konservative dargestellt – Botschaft: Bittebitte Jamaika, wenn es für die Wunschkonstellation doch nicht reicht.
Oder man wird vor sinnlose Schwarzweißalternativen gestellt. In Afghanistan scheint es nur „sofort raus!“ (Gysi) oder „unsere Eingriffe sind doch eh kein Krieg“ (Jung) zu geben. Differenziertere Betrachtungsweisen sind nicht erwünscht.
Soviel ich verstanden habe und mit dem Vertrauen, dass G. Gysi kein Traumtänzer ist, verlangt die Linke den Rückzug aus Afghanistan, jedoch nicht den sofortigen.
Dazu ganz aktuell aus der Rede von O. Lafontaine heute:
„… Am Schluss sage ich noch etwas zu dem häufig vorgebrachten Argument, es handele sich hier um einen Hilfseinsatz, um eine humanitäre Intervention. Alle internationalen Organisationen, die sich in der Hilfe engagieren, weisen immer auf folgenden Sachverhalt hin: Mit viel weniger Geld könnte man ungleich mehr Menschen vor dem Tod durch Hunger und vor dem Tod durch Krankheit bewahren, ohne dass man einen einzigen anderen Menschen töten müsste. – Das ist das moralische Dilemma, in dem Sie stecken. Deshalb bleiben wir bei der These: Krieg ist kein Mittel der Politik. Ziehen Sie die Bundeswehr aus Afghanistan ab!“
Oder komplett hier:
http://www.linksfraktion.de/rede.php?artikel=1337276704
Es ist stets das Wort „sofort“ enthalten. Ist ja auch klar, anders hat es keinen mobilisierenden Effekt. Und „sofort“ ist nun einmal eine Vokabel, die rein philologisch wenig Spielraum bietet. Ich musste bei politischen Fragestellungen à la Wahlomat schon mehrfach ein „Nein“ geben, weil mich eben genau eine Vokabel gestört hat.