Vor wenigen Wochen hatte ich auf das Problem des verfassungswidrigen Bundestagswahlrechts und die damit verbundene Nötigung zur taktischen Abgabe der Erststimme hingewiesen. Inzwischen haben grüne Kandidatinnen und Kandidaten ihre Wahlkampfstrategie konkreter definiert. Immerhin in fünf Wahlkreisen wird ernsthaft das Direktmandat angestrebt, in zwei weiteren halte ich einen Wahlkreisgewinn zumindest für gut möglich.
Vier der betroffenen Wahlkreise liegen in Berlin, was insoweit unproblematisch ist, da dort überhaupt keine Überhangmandate zu erwarten sind.
Im Wahlkreis 84 Friedrichshain-Kreuzberg (Christian Ströbele) kann das Direktmandat als mehr oder weniger sicher gelten.
Im Wahlkreis 77 Pankow strebt Heiko Thomas ausdrücklich das Direktmandat an. Wie Ströbele hat er keinen aussichtsreichen Landeslistenplatz. Zu erwarten ist ein Dreikampf mit der SPD und der Linken, die CDU ist chancenlos.
In den Wahlkreisen 76 Mitte und 82 Tempelhof-Schöneberg führen Wolfgang Wieland und Renate Künast nicht explizit einen Erststimmenwahlkampf, sollten aber unter Berücksichtigung früherer Wahlergebnisse als durchaus chancenreich gelten. Aufgrund sicherer Listenplätze hat das keine Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Fraktion.
Im Wahlkreis 21 Hamburg-Eimsbüttel ist die Situation in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Einerseits ist die Aufstellung des SPD-Kandidaten hier unter fragwürdigen Umständen zustande gekommen, andererseits verlöre die SPD nicht nur einen Wahlkreis, sondern wahrscheinlich auch ein Überhangmandat. Da für Grüns hier Krista Sager (sicherer Listenplatz) antritt, spielen personelle Fragen nur auf Seiten der SPD eine Rolle. Genaueres siehe hier.
Im Wahlkreis 258 Stuttgart I tritt Cem Özdemir an, der es bekanntlich nicht auf die Landesliste Baden-Württemberg geschafft hat, aber neuerdings Chancen auf den Wahlkreisgewinn sieht. Die Gefahr eines weiteren Überhangmandats für die CDU steht hier sehr wohl im Raum, und man kann nicht sagen, ob Özdemir oder ob Ute Vogt (SPD) bessere Aussichten hat. Leidtragende auf der grünen Landesliste wären bei etwa 10-12 zu erwartenden Sitzen Mehmet Kilic, Agnieszka Malczak oder Harald Ebner.
Und schließlich möchte Kerstin Andreae der SPD auch nicht mehr den Wahlkreis 281 Freiburg einfach so überlassen. Nachzulesen hier, kommentiert unter anderem bei Till Westermayer und GruenesFreiburg. Personell geht es um nichts, außer eben für die CDU. Von Interesse, darum auch die Ausführlichkeit, sind die Begründungen. Warum sollte man SPD-Kandidaten die Erststimme geben, wo sie doch auch eine andere Gelegenheit hatten, das Problem mit den Überhangmandaten zu verhindern?
Im unserem Wahlkreis 16 stellt sich die Frage nach einem Erstimmenwahlkampf nicht, dafür kommt als zusätzliches Element die Linke hinzu (das Problem haben die in Hamburg und BaWü halt nicht). Ich wünsche mir für all diese taktischen Fragen eine einheitliche und nachvollziehbare Strategie. Sonst macht am Ende erst recht jeder, was er will, und die CDU samt ihrer gerade in den engen Wahlkreisen oftmals erbärmlichen Kandidaten freut sich über den Überhang.
„Ich wünsche mir für all diese taktischen Fragen eine einheitliche und nachvollziehbare Strategie. Sonst macht am Ende erst recht jeder, was er will, und die CDU samt ihrer gerade in den engen Wahlkreisen oftmals erbärmlichen Kandidaten freut sich über den Überhang.“
Wow, wie kann es nur angehen, dass jemand macht was er will? Sollte es wirklich Leute geben, die sich von Kay nicht beeinflussen lassen?
Am Ende wird der von Kay postulierte Zentralismus noch durch durch Autonomie und Basisdemokratie substituiert, wie schrecklich für eine Partei die den Namen einer Bürgerbewegung trägt. Tja Kay, schon Mist wenn mensch auf elitäre Meinungsführerschaft steht und dann auf Leute trifft, die sich von dir nicht ans Bein pissen lassen.
[…] Medien sind zur Zeit einige Interessierte: Krista Sager in Hamburg, Johannes Lichdi in Dresden, in Berlin düfte Ströbele weiterhin gesetzt sein, zwei weitere rechnen sich auch gute Chancen aus. (Die […]