Entwicklung des Gebietes an der Hafenstraße
Im öffentlichen Teil des Bauausschusses wurde gestern durch den Architekten des potenziellen Käufers Herrn Dr. Fernando das Investitionsvorhaben an der Hafenstraße vorgestellt. Entscheidend für die Realisierung des Vorhabens ist der Verkauf der Grundstücke im Bereich des B-Plans 55. Aufgrund der hohen Bedeutung des Gebietes um dem Museumshafen ist bei dem Verkauf des Grundstückes zuerst die Frage zu diskutieren, ob das Konzept der Bedeutung dieser Fläche gerecht wird. Erwähnt sei hier nur die Ryck-Residenz „Am St. Georgsfeld“.
Laut dem aktuellen Stand der Planung des Architekten wird parallel zum Ryck eine geschwungene 3-stöckige Bebauung das Gebiet in zwei Teile aufteilen. Durch diese Teilung entsteht ein Bereich für die Öffentlichkeit und ein Bereich für die Bewohner des Gebietes. Zwei öffentliche Achsen, die das Gebiet in Richtung der Wolgaster-Straße durchschneiden, bewirken eine breite Öffnung des Gebietes. Zudem zeigte die aktuelle Planung, dass im Planungsgebiet keine Durchgangsstraßen vorhanden sind. Der aktuelle Stand der Planung zeigte, dass die Planung des Gebietes gelungen scheint und eine sehr gute Basis für die Entwicklung des Gebietes darstellen kann.
Beim Themenkomplex „Energetisches Bauen“ sowie „Nachhaltiges Bauen“ blieb die Präsentation vage. Aufgrund der vielen New-Green-Words stellte sich während der Vorstellung des Projektes die Frage des Greenwashing. Zu hoffen ist, dass hinter den New-Green-Words mehr steckt als Luft.
Die Detailplanung der Wohnbebauung war banal und kann im übrigen durch die Vorgaben ohnehin kaum variiert werden. Hinsichtlich der verkehrlichen Situation bleiben mehr Fragezeichen als wünschenswert, insbesondere die Querung des Hanserings als Voraussetzung zur Anbindung an die Innenstadt kam gar nicht vor. In mehreren Skizzen wurde der Hansering sogar wegretuschiert. Mir kam die Präsentation so vor, als hätte sich das Architekturbüro wenig Mühe gegeben, im Vorfeld die notwendigen Ortskenntnisse zu erwerben. Die sehr wuchtige Front passt, jedenfalls nach den gestern vorgelegten Bildern, ästhetisch nicht wirklich zum Speichergebäude.
Die viel wichtigeren Kritikpunkte blieben in der öffentlichen Sitzung (war ja auch nur eine „Information der Verwaltung“) außen vor. Es wird über die Gestaltung diskutiert und dabei so getan, als wären alle Voraussetzungen dafür schon geschaffen, so als hätte die Bürgerschaft am 12.4. und später nicht noch wesentliche Kompetenzen in dieser Angelegenheit. Die Frage nach der Person des Investors, seiner Verwendung der erzielten Gewinne und die der Stadt entstehenden finanziellen Schäden durch eine kurzssichtige Preispolitik beim Verkauf von Grundstücksflächen in attraktiver Lage sind von höchstem öffentlichen Interesse.
Die Präsentation des Architekten war demgegenüber, wie gesagt, banal.
Hallo Kay
Die Einbindung des Speichers ist wichtig. Ich glaube aber im Gegensatz zu Dir, dass die Gebäudefont zum Speicher passen wird.
Tschau Robert
Hallo Kay
Kein Mensch macht beim jetzigen Stand eine Detailplanung. Bezüglich der Gebäudefront glaube ich nicht, dass diese zu wuchtig ist. Ich glaube, dass die Einbindung des Speicher mit diesem Entwurf gelingen kann.
Über Ästhetisches läßt sich trefflich streiten – ob die Bebauung an der Wasserlinie nun als wuchtig empfunden wird oder nicht, ist denke ich, eine sehr individuelle Entscheidung.
Faktum hingegen ist, daß das Planungsbüro behauptete, sich an die Auslobung und das Ergebnis des Wettbewerbs von 2006 gehalten zu haben.
Dies ist definitiv nicht der Fall. Kernpunkt der Auslobung (ich war damals Jury-Mitglied) war das, was der Architikt im öffentlichen Teil der Bauausschußsitzung wortwörtlich ausgeschlossen hat: die Energiefrage! Die Ausnahmestellung der Auslobung und des Wettbewerbs gegenüber allen anderen städtebaulichen Wettbewerben war, daß schon von Beginn an die Energiefrage bei der Planung berücksichtigt und nicht erst später als lästiges Anhängsel nachgeschoben werden sollte. Insofern kann ich BibBob nicht recht geben: Der Planer hat, wenn er die Auslobung und das Wettbewerbsergebnis wirklich zur Kenntnis genommen hat, seine Aufgabe verfehlt!
Nachzulesen, vor allem im Download des Protokolls der Jury-Entscheidung, ist das alles hier.
Meiner Ansicht nach hat das Planungsbüro viele bunte Bildchen erzeugt, aber den Kern der Aufgabe verpaßt. Aber von bunten Bildchen läßt sich der Bauausschuß ja gerne überwältigen, sitzen ja eine Menge Bunte-Bildchen-Erzeuger-Kollegen drin, und mindestens ein Fernando-Taschenträger!
Ulli, ich glaube genauso wie Du, dass die ästhetischen Aspekte die eine Seite der Medaille ist. Gefragt ist nicht, wer baut das schönste Gebäude, gefragt ist ein integriertes Energiekonzept für das Gebiet. Einfache Verweise im Bauausschuss auf, wir Planen mit KW55, die Wärmeversorgung erfolgt mit Fernwärme oder einem Blockheizkraftwerk reichen einfach nicht aus. Jeder der in diesem Bereich verantwortlich arbeitet, weiß dass bei einer energetischen Optimierung der Gebäude der Bedarf an Wärme sehr gering ist. Zumindest ist eine wirtschaftliche Versorgung des Gebietes mit Fernwärme somit fraglich.
Aus meiner Erfahrung aus Freiburg mit der Entwicklung des Stadtteiles „Vauban“ erfordert die Umsetzung von energiesparenden Bauen mehr als Bunte-Bildchen. In dem Stadtteil „Vauban“ erfolgte eine konsequente Umsetzung eines integrierten Energiekonzeptes. Erwähnt sei hier nur, dass im Jahre 1999 das erste Passivhaus in Deutschland in diesem Stadtteil errichtet wurde. Im „Passivhaus Wohnen & Arbeiten“ wurde für nur 7% Mehrkosten gegenüber einem konventionellen Neubau bewiesen, dass 79% Primärenergieeinsparung beim Wohnen (also einschließlich Strombedarf) heute möglich ist; und das ohne Komfortverlust.
Somit stellt sich für mich auch die Frage, ob der Investor dem gestellten Anspruch gerecht wird.
Tschau Robert
Die hier angesprochene damalige Aufgabenstellung hieß „energie- und ressourcenschonendes Bauen“ Ich frage mich zum einen, wie man diese Auflage in einer Grobplanung umsetzen soll (wobei man dies ja sogar schon tut, indem man eben mehrgeschossig und in einer geschlossenen Front baut). Zum anderen stelle ich mir die Frage nach der tatsächlichen Konkretheit dieser Anforderung. Damit ist es – leider – nicht weit her.
Dazu verweise ich nochmals auf das Protokoll der Jury-Entscheidung.
Hallo Ulli
Habe das Protokoll zur Jury-Entscheidung gelesen. Es stellt sich somit die Frage, wieso die bei dem Wettbewerb eingreichten Vorschläge für ein integrierten Energiekonzeptes nicht berücksichtigt werden.
Bewertung des Entwurfes 3402
„Die im Entwurf berücksichtigten Dämmstandards der Gebäude entsprechen dem Passivhausstandard und 5-Liter-Gebäuden, so dass im Mittel ein Jahres-Heizenergiebedarf 38 kWh/(m²×a) erreicht wird. Die Dichte der Bebauung und die Kompaktheit der Gebäude tragen weiterhin zum Erreichen dieses verbesserten Wärmeschutzstandards bei. Bei der Anordnung der Gebäude wird eine gegenseitige Verschattung weitgehend vermieden, so dass solare Gewinne nutzbar sind. Die im Entwurf berücksichtigten Passivhäuser sind für eine dem Konzept angemessene optimierte Nutzung der solaren Gewinne direkt nach Süden ausgerichtet. Im Entwurf wird ebenfalls auf die Verfügbarkeit großer zusammenhängender Dachflächen für die Integration von thermischen Solarkollektoren oder Photovoltaik (PV) geachtet. Die Wärmeversorgung der 5-Liter-Gebäude erfolgt über Fernwärme, wohingegen die Passivhäuser dezentral versorgt werden sollen. Für die Doppelhäuser sind hierbei je Wohneinheit eine Wärmepumpe, für die Reihenhäuser je Zeile eine Holzpelletanlage und für die Geschosswohnungsbauten je ein separates holzbefeuertes Nahwärmenetz vorgesehen. Zur Erreichung der CO2 – Neutralität wird neben der Errichtung der PV-Anlage die Aufstellung eines Windrads empfohlen. Insgesamt ergibt sich durch die angemessene getrennte Versorgung der Gebäude mit unterschiedlichem Dämmstandard in Kombination mit dem verbesserten Wärmeschutz und dem solaroptimierten Bebauungsplan ein stimmiges