Eine Reihe vornehmlich jüngerer Männer bei Bündnis 90/Die Grünen hat in dieser Woche einen Text erarbeitet, in dem Frage der Gleichstellung aus männlicher Persprektive beleuchtet wird. Für eine Gleichberechtigung, die einen echten gesellschaftlichen Fortschritt darstellt, reicht es nicht aus, Frauen formal gleichzustellen, das Männerbild aber im Wesentlichen beizubehalten:
Das Diktum des sozialen Geschlechtes, des Rollenzwangs und der festgelegten Verhaltensmuster gilt nämlich ebenso für Männer. Weil diese davon aber materiell und sozial immer profitiert haben, wurde erst in jüngerer Zeit zum Thema, dass Geschlechterrollen auch für Männer ein Korsett sind, das ihnen mehr schadet als nützt.
Neben der Beschreibung gesellschaftlicher Widersprüche in Alltag, im sozialen Zusammenleben, in Haushalt und Erziehung oder in der Arbeitswelt nehmen natürlich auch die notwendigen Konsequenzen auf politischer Ebene breiten Raum ein. Detailfragen, etwa wie man den Männeranteil in „klassischen“ Frauenberufen erhöht, bleiben naturgemäß offen. Der Begriff „Familie“ fällt vernünftigerweise nicht. Außerdem verzichtet der Text in wohltuender Weise auf abgehobenes Insidervokabular.
Worauf man künftig wohl stärker achten muss, sind die indirekten Signale der Ablehnung eines neuen Männerbildes: Was oft fehlt, sind die positiven Rollenbilder einer anderen, neuen Männlichkeit. Längst wissen wir, dass mit zunehmender Gleichberechtigung das Patriarchat umso härter zurückschlägt: mit Gewalt, medialem Sexismus oder Schein-Bastionen der Männlichkeit in Sport und Musik.
Für einige Probleme, wie zum Beispiel die immer noch ungleiche politische Gremienaffinität zwischen den Geschlechtern, bietet der Text allerdings auch noch keinen Lösungsansatz. Daran müssen wir also noch arbeiten.