Die Ausschreibungen für einen Teil des Schienenpersonennahverkehrs in Mecklenburg-Vorpommern ab 2014 sind seit ein paar Wochen raus. Betroffen ist auch die Linie RE3 von Stralsund über Greifswald und Angermünde nach Berlin – und weiter nach Elsterwerda oder Wittenberg, ein Tausch der südlichen Linienäste ist hier möglich.
Der Ausschreibungstext enthält eine zunächst positive Nachricht und anschließend diverse Pferdefüße.
Es gibt gegenüber dem Grundangebot eine Option auf zusätzliche Zugkilometer zwischen Stralsund und Angermünde, wodurch in Kombination mit dem bestehenden Angebot stündliche Verbindungen Stralsund – Greifswald – Berlin möglich wären.
Der erste Haken: Finanziert werden müsste das aus „Ausschreibungsgewinnen“. Gibt es diese nicht, ist zumindest laut Landesverkehrsminister Schlotmann die Option futsch. Das gilt ungeachtet dessen, dass das derzeitige Fahrplangefüge in Mecklenburg-Vorpommern unlogisch ist, weil die Strecken mit Stundentakt oft insgesamt schwächer frequentiert werden, als die mit Zweistundentakt, zu denen neben der Angermünde-Stralsunder Bahn ja auch die Verbindung Rostock – Berlin zählt. Es besteht also die Gefahr, dass wir es hier mit einer Placebo-Option zu tun haben.
Der zweite Haken: Die zusätzlichen Verbindungen wären mit Umsteigen in Angermünde verbunden. Das wiederum kann man nicht nur als negative Kompensation der in Aussicht gestellten Komfortverbesserungen bezeichnen, es wirkt sich auch auf die Verbindungs- und Fahrplansicherheit nachteilig aus. Einen vergleichbaren Zustand gab es Mitte der Neunzigerjahre bereits einmal und er führte immer wieder zu verspäteten Abfahrten in Angermünde, da die Übergangszeiten zu knapp bemessen waren. Das Paradoxe an der Gesamtsituation war bzw. wird sein, dass dann ca. 80% der aus Berlin kommenden Reisenden in Angermünde umsteigen werden, während der wesentlich kleinere Rest aussteigt oder nach Pinnow und Schwedt weiterfährt.
Naheliegend und begründbar ist eine klare Priorität des Stralsunder Linienastes also schon, nur spielt hier das ebenfalls betroffene Land Brandenburg nicht mit. Genaugenommen wäre es auch nicht die feine Art, Schwedt und Pinnow ihre Direktverbindungen nach Berlin streitig machen zu wollen, auch wenn die Strecke eine reine Sackgasse ist, die sonst nix bringt.
Nun liegt es nahe, in einem solchen Fall an Flügelzüge mit Zugtrennung in Angermünde zu denken. Aber hier gibt uns dann das Gleisbild des Bahnhofs Angermünde ein „Geht nicht!“. Denn die Ausleitung der Schwedter Strecke erfolgt sinnigerweise schon südlich des Bahnhofsbereiches – was dann ja auch zu dem bekannt langen Umsteigeweg führt. Es gibt kein Gleis, von dem aus man sowohl die Hauptstrecke als auch die nach Schwedt erreichen kann. Hier muss man allerdings die Frage stellen, weswegen das beim noch nicht allzulang zurückliegenden Umbau kein Thema war. Die sinnvolle Lösung scheitert damit also einstweilen an den Tücken des Netzes.
Greifswald ist am „Arsch“ der Welt, für die Bahn.
http://www.hannaxel.de/2011/01/20/feierabend-bei-der-deutschen-bahn/