Kein Filmtipp

sondern eine Besprechung des Films von Pepe Daquart „Joschka und der Herr Fischer“.

The Rocky Horror Joschka Show

Jede noch so schändliche Politik wird seit vierzig Jahren den Menschen als gesunder Pragmatismus verkauft und dieser als „Ende der Ideologien“ gefeiert. (Was freilich die schlimmste Ideologisierung überhaupt darstellt, weil es bedeutet, dass sich im Wettstreit der Weltanschauungen ein Interpretationsmuster – nämlich das jeweils gegenwärtig herrschende – so weitgehend durchgesetzt hat, dass es von der Mehrzahl der Bevölkerung als neutrale Sicht der Dinge akzeptiert wird, auch – oder besser vor allem dann – wenn Politiker genau das Gegenteil davon tun, weswegen sie gewählt worden sind.)

Mehr bei Telepolis…

8 Kommentare bei „Kein Filmtipp“

  1. Danke für den Lese-TIPP! Ich kann nur jedem Politikinteressierten, der nicht schon alles weiß, empfehlen, sich die Zeit zu nehmen, die Filmbesprechung in Gänze zu lesen! In den Geschichtsbüchern, wird das nicht so bald vermeldet werden…

  2. Zu einer etwas anderen Bewertung des Films kommt Georg Diez auf Spiegel online. Ich empfehle diese Rezension, die im Übrigen auch nicht ganz unkritisch ist:
    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,761794,00.html
    Ebenfalls dort zu lesen ist ein Interview mit Pepe Dan(!)quart.

    1. Liebe Ulrike,
      ein Tippfehler. Du kannst Dir jetzt aussuchen, ob sich meine Bemerkung auf den Film oder den Namen bezieht.
      Beste Grüße

    2. Habe die Leseempfehlung von Ulrike ernstgenommen und gelesen. Erschreckend entlarvend: „… „Joschka und Herr Fischer“ ist die Siegergeschichtsschreibung jener Protestgeneration, die damals auf der falschen Seite der Mehrheit war und heute mitten drin steht, in jenem driftenden, sich verändernden Deutschland, das sich sucht, mal mit Sarrazin-Scheindebatten, mal mit einem Film wie dem von Danquart. Er ist ein Dokument aus 60 Jahren Gegendeutschland, und am Ende wurde daraus auch der Triumph eines Mannes, der mal Taxifahrer, Arschloch und Minister war, der dem Land beibrachte, wie wichtig es ist, wieder Krieg zu führen.“ Erschreckend nicht das verquaste pseudointellektuelle, nämlich Wirklichkeit vernebelnde Spiegelgeschreibe – sondern die suggestive Selbstverständlichkeit, mit der uns der letzte Satz dargeboten wird. Der Link von Manfred Peters führt zu Jürgen Roses erhellendem Artikel: „Der Lügner vom Amt“. Es handelt sich nicht um eine Siegergeschichtsschreibung jener Protestgeneration, sondern um die ihrer Verräter! Fischer: ein wahrhaft „deutscher Revolutionär“…

  3. wayne interessierts sagt: Antworten

    Die Titanic merkt treffender Weise an:

    Ein Dokumentarfilm über Joschka Fischer, der erst Sinn ergibt, wenn man ihn rückwärts schaut:

    Ein hochnäsiger Unternehmensberater für RWE und BMW sieht keinen Sinn mehr in seinem Job und wechselt in die Politik als Grüner Bundesaußenminister. Zur Begrüßung bekommt er einen Farbbeutel aufs Ohr geworfen. Aus Wut über diesen feigen Anschlag will er der Welt zeigen, was für ein guter Mensch er ist, und baut das kaputte Jugoslawien mit wundersamen Reparaturbomben wieder auf. Um das Establishment aufzurütteln, geht er in die Opposition und trägt nur noch Jeans und Turnschuhe. Bald ist ihm das nicht mehr radikal genug – kurzerhand löst er die Grünen auf und tritt der militanten Gruppe „Revolutionärer Kampf“ bei. Nach diversen Straßenschlachten, bei denen er gestürzten Polizisten mit seinem Zauberknüppel wieder auf die Beine hilft, will er endlich verstehen, wie das System funktioniert, und geht studieren. Am Ende seiner Studien verläßt er ohne Abschluß die erste Klasse. Gescheitert am Leben, heult er sich im Schoß seiner Mutter aus.

    1. Eine Sicht vom Status quo in Fischers Zukunft ist selbst in der Titanic der Eigenzensur anheim gefallen oder hat etwa Fischers Medienanwalt eine einstweilige Verfügung gegen die Titanic erwirkt? 😉
      Ich glaube gestern auf der Podiumsdiskussion „Bürgerjournalismus …“ wurde mir als Kollateralnutzen diese Online-Zeitung ans Herz gelegt, Volltreffer:
      http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16383

  4. Liebe Leute, darf ich beide Rezensionen doof finden? Bis jetzt hab ich jedenfalls noch keinen Text über den Film gelesen, der mein Interesse geweckt hätte.

    1. „Bis jetzt hab ich jedenfalls noch keinen Text über den Film gelesen, der mein Interesse geweckt hätte.“
      Soll dieser Text auch nicht…

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