Vor einiger Zeit stand die CDU mal in der Kritik, durch „Käufe“ bei einer entsprechenden Agentur die Zahl ihrer Follower bei Twitter systematisch erhöht zu haben.
Man kann das auch einfacher haben, vor allem muss man dafür kein Geld ausgeben.
Auf Twitter gibt es zahlreiche Accounts in Form automatischer Bots, die anspringen, sobald jemand in einem Tweet ein bestimmtes Signalwort unterbringt und die einem daraufhin folgen. So folgt mir seit einem Vierteljahr die italienische Provinzhauptstadt Bozen, weil ich da mit der Bahn mal durchgefahren bin und das in irgendeinem Tweet vorkam. Gestern passierte mir Ähnliches, als ich die Namen der Städte Ravensburg und Biberach in einem Tweet unterbrachte. Inhaltlich bezog ich mich zwar auf die in benachbarten Wahlkreisen höchst unterschiedlichen grünen Bundestagskandidat_innen Agnieszka Brugger und Eugen Schlachter. Doch den Bots ist das egal, worum es geht und schon hatte ich zwei „Follower“ mehr.
Das veranlasste mich heute zu einem darauf aufgebauten Experiment. In einer Reihe aus zehn Tweets zählte ich ohne weiteren Inhalt ziemlich wahllos diverse Städtenamen auf und wartete, was passieren würde. Teilnehmen an diesem Experiment durften Berlin, Hamburg, Hannover, Bremen, Köln, Leipzig, Dresden, Nürnberg, Mainz, Karlsruhe, Rostock, Saarbrücken, Bonn, Kassel, Wanne-Eickel, Hof, Angermünde, Northeim, Rathenow, Bernau, Ludwigshafen, Stendal, Schwerin, Heidenheim, Salzgitter, Remscheid, Reutlingen, Aalen, Lüdenscheid, Schweinfurt, Villingen-Schwenningen, Stuttgart, Freiburg, Darmstadt, Tübingen, Bad Homburg, Neustadt (Rübenberge), Schifferstadt, Telgte, Mayen, Malchow, Dortmund, München, Leverkusen, Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Kaiserslautern, Unterhaching, Sandhausen, Sinsheim, Düsseldorf, Frankfurt (Main), Wiesbaden, Baden-Baden, Starnberg, Meerbusch, Königstein (Taunus), Falkensee, Fulda, Paderborn, Regensburg, Kleve, Altötting, Limburg, Sigmaringen, Ingersleben, Magdeburg, Güstrow, Ulm, Jena, Dessau-Roßlau, Chemnitz, Offenbach, Wuppertal, Osnabrück, Koblenz, Erlangen, Bielefeld, Sindelfingen, Wolfsburg, Rüsselsheim, Ingolstadt, Neckarsulm, Bochum, Zwickau, Emden, Eisenach, Braunschweig, Trier, Heidelberg, Weimar, Speyer, Görlitz, Bamberg, Rotenburg (Tauber), Lübeck, Xanten, Potsdam und Stralsund.
Innerhalb von zwei Stunden meldeten sich daraufhin Bots aus Bamberg (Stadt und Landkreis), Schweinfurt (Stadt und Landkreis), Regensburg (Stadt und Landkreis), Emden, Görlitz, Starnberg, Altötting, Dessau-Roßlau, Kleve, Reutlingen, Sigmaringen sowie Eisenach. Wenn also wer mal wieder mehr Follower braucht, weiß sie oder er jetzt, wie es geht und welche Städte sowas nötig haben.
Update 23.11.: inzwischen haben auch Erlangen, Braunschweig und Bielefeld meine Städtetweets gefunden. Ein kleiner Folgedialog mit @Graphit_Girl über hässliche Bahnhöfe in Brandenburg lockte zusätzlich noch Brandenburg an der Havel an.
Anscheinend sind die Bots aber gar nicht aus Bamberg, Schweinfurt oder Regensburg, sondern stammen alle von der gleichen Firma, die offenbar einen ganzen Wald gleichartig aufgebauter Bots betreibt.
Es gibt wohl Wichtigeres im Lande, als sich um irgendwelche „anspringenden Bots“ zu kümmern! Oder?