Den Schwerlastverkehr aus der Stadt, die Innenstadt wieder lebenswert machen. Dieses nachvollziehbare Anliegen teilen viele Städte, so zum Beispiel auch die Hansestadt Anklam.
Also wurde die Stadt mit einer Umgehungsstraße beglückt, deren letztes nordwestliches Teilsegment auch bald fertig ist. Um die fragwürdige Trassierung dieses Teilstücks soll es hier nicht gehen.
Lieber soll die Rede davon sein, was eigentlich passiert, wenn die Entlastungsstraßen fertig sind. Da lautet in Anklam der Plan, den Schwerverkehr aus Richtung Hafen grundsätzlich in Richtung Südwesten aus der Stadt abzuleiten, damit die Innenstadt nicht betroffen ist. Die Vorfahrtsregelung am Bahnhof wurde bereits entsprechend geändert. Dagegen ist zunächst nichts einzuwenden.
Weniger schön ist, dass der gesamte Schwerverkehr von und zum Hafen jetzt die Pasewalker Allee in Anklam belastet.Irgendwo müssen sie ja lang, könnte man jetzt einwenden. Dieses irgendwo könnte nun aber auch der „Zuckerring“ sein, die östliche Fortsetzung der Umgehung, die als gut ausgebaute Straße keine Wohngebiete durchquert und darüberhinaus leidlich schlecht ausgelastet ist. Auch hier müsste die Vorfahrt geändert werden. Ein Gewichtslimit für die Pasewalker Allee wäre wohl auch nötig und ist inzwischen problemlos möglich, da die Straße ja zurückgestuft wurde und die Stadt Baulastträgerin ist.
Es reicht eben nicht aus, beim Thema „Stadtentwicklung“ nur die Innenstädte im Blick zu haben. Die betroffene Wohnbevölkerung ist entlang der Pasewalker Allee sogar höher als bei der Innenstadtdurchfahrt. Wer die Lebensqualität in der Stadt erhöhen will, muss sich auch um die Viertel kümmern, in denen viele Menschen wohnen. Sonst bleibt an den ganzen Sanierungsmaßnahmen der Geschmack der Fassadenverhünschung hängen. Nur wer eine Stadt als Ganzes betrachtet, kann schwerwiegende städtebauliche Fehler vermeiden. Vor allem dort, wo die Lösungsvariante so naheliegend ist.