Das gestern vorgestellte Konzept für die Nutzung des KAW-Hallen laufen auf ein schnödes Einkaufszentrum, wie es in Greifswald und auf der Grünen Wiese bereits zigmal existiert. Dem kulturellen Kern der Stadt wird es in keinerweise gerecht. Dies ist aber nur eines der vielen Probleme über die gestern viel zu kurz und wenig tief diskuttiert wurde.
Die Veranstaltung organisiert durch die Fraktion der Grünen und der SPD in der Bürgerschaft konzetrierte sich auf zwei Hauptpunkte:
- die Gefährdung des Einzelhandels in der Innenstadt und
- auf das befürchtete Verkehrchaos in der Bahnhofsstraße.
Inwiefern die Bedenken der Einzelhändler gerechtfertigt sind, mag ich hier nicht beurteilen, doch halte ich diese Sorgen für wenig berechtigt.
Was das Verkehrschaos anbelangt, sieht das schon ganz anders aus. Wenn in den Spitzenzeiten mit einer Steigerung des automobilen Verkehrs von über 25% zurechnen und der durch Linksabbieger verursachte Rückstau auch noch die Goethe Str. verstopft oder schlimmer noch es dann wieder vermehrt zu Ausweichverkehr über die Gützkower Str. kommt.
Dass man über Ampeln in Greifswald besser nicht reden sollte, war dem Verkehrsplaner mit seinen platten sexuellen Anspielungen wahrscheinlich nicht bewusst. Ebenso wie die Tatsache, dass es in der Greifswalder Innenstadt aufgrund des Unibetriebes zu häufig Verkehrsschüben kommt, die gerne auch mit dem Rad absolviert werden.
Was mich aber eigentlich wurmt, ist die Tatsache, dass billig Sortimenter in die Innenstadt sollen, wir brauchen keinen Takko, keinen Deichmann in der Innenstadt. Erfolgreiche Innenstadtvermarktung -und dazu gehört die Fleischervorstadt für nicht Greifswalder- erfolgt nicht durch Niedrigpreis-Fillialisten, die ich auch in Anklam, Wolgast, Grimmen oder Demmin zu finden sind.
Zur Inwersetzung dieses Areals gehört es meines Erachtens auch andere Dinge miteinzubeziehen, dazu gehört in jedem Fall Kultur und damit ist nicht nur GrIStuF gemeint oder die „Diskothek“, also der TV-Club. Mit den angrenzenden Räumen von Polly Faber besteht schon ein kleines Zentrum, dass auch abends Menschen anzieht. Diese wäre in jedem Fall sinnvoll um nicht eine erneute Nachtbrache zu produzieren. Auch die Aufnahme eines Sportbereiches sollte diskuttiert werden. Genauso könnte man darüber reden, inwiefern der Bedarf an KiTa-Plätzen im Innenstadtbereich tatsächlich gedeckt ist.
Gegen einen Edeka hatte scheinbar niemand wirklich etwas, das Bedürfnis der Innenstädter und Fleischervorstädter wurde von allen Seiten anerkannt. Solange die von Ullrich Bittner (Grüne, Bauausschuss) geforderte barrierefreie Anbindung für Fußgänger und Radfahrer von der Burg- und der Wiesenstraße gewährleistet ist, brächte dies ja auch eine tatsächliche Verbesserung der Versorgungslage verbunden mit kurzen Wegen.
Hier noch eine kleine -ganz schnell zusammengeschusterte- Karte.
Guter Bericht. Wir brauchen dort viel eher ein kulturelles Zentrum statt eines Einkaufscenters. Vlt könnte man in dem Punkt jetzt auch parteiübergreifend Druck machen.
btw: mit Diskothek war gestern nicht der (so gut wie tote) TV Club gemeint, sondern die pulsierende RoSa WG. Aus meiner Sicht ebenfalls erhaltenswert.
Danke, für das unangebrachte Lob.
Zur „Rosa WG“ kann ich nur sagen, ich war wohl in den letzten Monaten zu wenig feiern… 😉
Hallo Tobias, hier denn nochmal:
sich keine Sorgen um die Händler zu machen, greift ein bißchen kurz, oder. Die Innenstadt HGW ist nur deswegen noch anders als in den anderen Städchen in MV, weil hier -noch- Handel stattfindet (damit meine ich nicht den Wochenmarkt). dabei haben wir in den letzten Jahren leider reichlich wichtige Sortimente verloren. Wenn wir nur noch Banken, Döner und Bäcker und Mittagsverköstigung haben, ist auch in HGW Schluß mit schön. Schuhe (6x?), Outdoor (4x) und Klamotten (25x) machen keine attraktive Innenstadt.
Die Einzelhandel(EH) Umsätze/qm in Greifswald sind nach Landesstatistik seit Jahren rückläufig, einige Großflächen sind seit Jahren defizitär. Der ständige Wechsel u.a. im Westend (Restend wäre auch richtig) kommt daher, daß nichttragende Angebote vom Amt (manchmal auch vom Lebenspartner) subventioniert werden.
Der EH in HGW ist tot, jetzt schon. Was da ist, lebt davon sich selbst oder vom Angestellten auszubeuten (unbezahlte Überstunden etc). Die Vermieter haben in den letzten 20 Jahren einen guten Schnitt gemacht und verlangen immer noch Preise, wie sie eher in größeren Städten üblich wären. Wer jetzt neu baut, will 30€/qm netto kalt, da läßt sich nicht viel sinnvoll machen.
Was jetzt nach HGW drängt, sind die Billigheimer.
Fakt ist, es gibt jetzt schon massiv Leerstand . Die geplanten EH Flächen im A-Quatiert wurden nicht gebaut, weil kein Händler rein wollte. selbst die Flächen am Fischmarkt sind noch nicht vergeben.
Greifswalds Handel lebt schon jetzt vom Umland, wer was Anspruchsvolles sucht, fährt häufig jetzt schon nach HST oder HRO, manche bis B oder HH oder kauft gleich online.
Die neuen Flächen am KAW werden den Niedergang beschleunigen. Und die neuen Lebensmittelflächen werden zu Leerstand wo anders sorgen, tolle Stadtplanung (seht Euch doch mal die leeren Kaufhallen in der Stadt an: lieber ne Pleite als Verantwortung für das Umfeld)
Zur Kultur am KAW:
Unterschätze nicht den Lärm. Die Disco ist jetzt schon belastend, nicht nur das Gewummere, sondern An-und Abreise mit regelmäßigen Schlägereien und Polizeieinsätzen.
Wenn endlich die Mauer zwischen KAW und Wachsmann gefallen ist und die neue Bebauung den Schall hindert, über die Bahn abzuwehen, dann bedanken sich alle in der FVS.
Dann ist es doch auch völlig egal, ob die Lkw zur Belieferung nun ab 4 oder 5 Uhr morgens die Flächen auffüllen, denn 20.000 qm wollen ja auch beliefert werden. Und in MV fahren nun mal keine Flüster-LKW, sondern immer möglichst billig….
Lieber nu wat,
so weit liegen, wir doch gar nicht auseinander (außer vielleicht bei der Beurteilung eines Clubs). Ich spreche ja nicht umsonst von Inwertsetzung. Egal, was dort gebaut wird, es muss -wenn es sich im Bereich des Einzelhandels bewegt- ein überregionalen Anziehungspunkt bilden.
Ih zitier mich mal selbst:
„Was mich aber eigentlich wurmt, ist die Tatsache, dass billig Sortimenter in die Innenstadt sollen, wir brauchen keinen Takko, keinen Deichmann in der Innenstadt. Erfolgreiche Innenstadtvermarktung -und dazu gehört die Fleischervorstadt für nicht Greifswalder- erfolgt nicht durch Niedrigpreis-Fillialisten, die ich auch in Anklam, Wolgast, Grimmen oder Demmin zu finden sind.“
Alles andere wäre großer Schwachsinn, von solch einem Anziehungspunkt würden dann auch die Händler der Innenstadt profitieren. Dass solch ein gehobener Fillialist mit dem Bedarf an entsprechender Handelsfläche gefunden wird, bezweifle ich aufgrund der potentiellen Käuferzahlen allerdings auch.
Und selbstverständlich mache ich mir Sorgen, um die Händler in der Innenstadt, nur glaube ich, tatsächlich nicht, dass beispielsweise der Herrenausstatter Krafczyk unter der Eröffnung eines Takko leidet. Und dies war schließlich die vorgetragene Argumentation.
Hier geht es, dann tatsächlich eher um die Frage, wie Laden mieten in der Innenstadt auf anderes Niveau gebracht werden können.
Lieber Tobias Linke,
Krawfczyk macht sich keine Sorgen wegen der Eröffnung eines Takko! Das ist totaler Quatsch! Krawfcyk macht sich Sorgen wegen dem was dort wirklich in den KAW Hallen anmieten kann. Im B Plan läßt sich nämlich nicht „Takko“ festschreiben. Auch wenn Sallier so tut als ob da so wenig wie möglich an innenstadtgefährdenten Sortimenten reingeht. Wenn die Politik dort einen innenstadtnahen Versorgungspunkt ausweist, dann kann Sallier dort ALLES ansiedeln! Das läßt sich dann rechtlich nicht mehr verhindern egal was er jetzt sagt!Sallier hat bis dato noch keinen einzigen Mietvertrag und die „Wunschliste“ der vorgestelllten möglichen Händler ist nicht mehr als eine theoretische Absichtserklärung. Sallier selber redet auch immer davon soviel wie möglich „Greifswalder Händler“ in sein Zenter zu bekommen. Was meint er wohl damit? Takko? Eher nicht….Sallier nimmt nur im Notfall Takko. Die zahlen zu wenig Miete. Er will in erster Linie dort andere Mieter sehen. Er hat bisher jeden Greifswalder Innenstadthändler zwecks Anmietung von Flächen in den KAW Hallen angeschrieben. Sein Ziel ist also klar und die Ängst der Innenstadthändler real und nachvollziehbar.Wenn dort ein C und A oder ähnliche hochwertige, innenstadtrelevanten Sortimente reingehen, dann gehen in der Innenstadt die Lichter endgültig aus. Was passiert denn z.B. wenn der Edeka den Nah und Frisch in der Dompassage killt? Laut Cimastudie (zwischen den Zeilen)kein unrealistisches Szenario. Wieviel Kunden kommen dann weniger in die Innenstadt? Was passiert wenn der Lebensmittler z.B.im angeschlagenen Mövenzenter aufgrund der neuen Wettbewerbssituation die Segel streicht? 8 Prozent Umsatz weniger sind im Lebensmittelhandel viel Holz. In diesem Fall verliert Greifswald noch einen Nahversorger. Es entsteht ggf. eine neue Unterversorgung und bedingt neue Verkehrströme in andere Stadtteile.Ist das gewollt?Der Investor Sallier hat eine schillernde Vergangenheit und jeder kann diese im Internet nachgoogeln. Woher dieses Gottvertrauen der Greifswalder Verwaltung kommt kann ich nicht nachvollziehen! Ich weise nochmals auf die Empfehlungen des Schweriner Ministeriums für Infrastruktur, die Ihk, Einzelhandelsverband u.s.w. hin. Die vertreten nich nur die Greifswalder Innenstadthändler sondern haben überregionale Interessen. Das Ding ist viel zu groß geplant!
Was passieren wird: Die Wiesenstraße ist jetzt schon als Highway ausgebaut, das 30-Schild interessiert keinen, der Verkehr wird also als Ausweichverkehr durch die Fleischervorstadt rollen. Das wird gerade mit der Sperrung der Gützkower Straße eingeübt. Durch die umfahrene Ampel spart man so sogar noch Zeit. Ich hoffe, die Mauer in der Wachsmannstraße bleibt bestehen oder noch besser, die Wachsmannstraße wird beidseitig bebaut.