Welche Risiken birgt eine Erdölförderung mit dem Potpourri aus Horizontalbohrungen und Fracking-Technologie? Was kann ich als kritische Bürger_in tun, um an unabhängige Informationen zu den Erdölförderplänen in Vorpommern zu kommen?
Vorgestern am 24. April 2014 lud die Grüne Jugend Mecklenburg-Vorpommern zur Veranstaltung „Fracking in MV?“ in die Brasserie Hermann nach Greifswald ein, um diese und andere Fragen zu stellen und zu diskutieren. Dr. Fabian Czerwinski aus Stralsund informierte die etwa vierzig Gäste fundiert zu den aktuellen Plänen und Vorgängen, in Vorpommern Erdöl zu fördern. Er ging auch auf die Geschichte der Erdölförderung in Mecklenburg-Vorpommern ein. Dabei stellte der Physiker klar, dass es sich bei den Plänen der deutsch-kanadischen Firma Central European Petrol (CEP) und der bereits genehmigten Testförderung in Saal am Bodden keineswegs um die Fortführung der traditionellen Erdölförderung in Mecklenburg-Vorpommern handelt. Vielmehr wird ein neues Verfahren angewendet, welches die CEP mit dem Kunstwort Hydraulische Stimulierung umschreibt, was nichts anderes als Fracking bedeutet.
Probleme des Verfahrens sind die ungeklärte Frage des Verbleibs der mit Schwermetallen verunreinigten Frackflüssigkeit, nachdem es ins Gestein gepresst und als flowback wieder an die Oberfläche gepumpt wurde. Eine Verunreinigung an der Oberfläche oder des Grundwassers kann nicht ausgeschlossen werden.
Aber auch die „üblichen“ Gefahren einer Havarie dürfen nicht unterschätzt werden. Ein paar hundert Meter neben der Bohrstelle in Saal gibt es mit dem Saaler Bach ein natürliches Fließgewässer mit direkter Verbindung zum Saaler Bodden.
Laut Aussage des Referenten sind die Informationslage und die Informationsbeschaffung zu den aktuellen Vorgängen an der Bohrstelle schwierig. Rechtlich gibt es derzeit keine Kontrollmöglichkeit für die Öffentlichkeit. Ein Monitoring des Grundwassers wird ausschließlich durch CEP selbst durchgeführt und nicht etwa durch unabhängige Kontrollstellen. Eine Möglichkeit als Bürger_in an Informationen zu den Vorgängen zu gelangen, sind hartnäckige Anfragen an das Bergamt Stralsund.
Greenpeace und andere Aktive vor Ort organisierten am 23.April kurzfristig eine Mahnwache, an der etwa vierzig Menschen teilnahmen. Es ist anzunehmen, dass aktuell in Saal der erste Frack seit 2011 in Deutschland vorbereitet wird.
Fazit des Abends war, dass es bei den Erdölförderplänen in Mecklenburg-Vorpommern viele ungeklärte Fragen gibt und es anscheinend nicht so harmlos zugeht, wie uns die CEP glauben lassen will. Um etwas tun zu können, muss Mensch informiert sein. Dies ist gestern gelungen. Vielen Dank an Dr. Fabian Czerwinski! Der gestrige Abend machte Mut!
P.s. Am 30. April kommt Rebecca Harms (Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament) nach Saal um mit Anwohner_innen und Umweltaktivist_innen gemeinsam die weiterhin offenen Fragen mit Nachdruck anzubringen und neue Handlungsoptionen zu diskutieren.
Bildquellen
- Bohrstelle Saal 23.4.2014: privat