Sport in Greifswald
In diesem Blogbeitrag möchte ich meine Sichtweise zu den von der Ostseezeitung aufgeworfenen Fragen ausführlich darstellen.
Oz: „Das marode Volksstadion – wie soll die Modernisierung und Sanierung vorangebracht werden und wie ist eine bessere Stadionversorgung zu erreichen?“
Alexander Krüger: Grundsätzlich ist festzustellen, dass das Volksstadion als Kernsportstätte unserer Stadt nicht komplett marode ist. In den Sommermonaten wird diese Sportstätte täglich von bis zu 1000 Sportler_innen (Schul-, Vereins- und Breitensport) genutzt. Unabhängig davon besteht im Volksstadion natürlich Handlungsbedarf. Deshalb sollten sich in den nächsten Jahren die kommunalen Investitionen für Sportstätten schwerpunktmäßig auch auf das Volksstadion (Ostplatz-Kunstrasen, Sozialgebäude, Umkleiden, Zuschauertribünen, Sportanlage am Südausgang und Leichtathletikanlagen) beziehen. Um Entscheidungen zu treffen, ob eine Sanierung oder Neubauten ökonomisch besser sind, ist in erster Linie eine detaillierte Aufstellung der notwendigen Massnahmen zu erstellen. Zur Finanzierung ist neben unserem Haushalt auch das Land gefordert. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es möglich ist, die Sportfördertöpfe des Landes zu nutzen, um für die Massnahmen Fördermittel einzuwerben. Auch kann über Patenschaften und Spendeneinwerbungen nachgedacht werden. Eine Zukunftwerkstatt unter Einbeziehung von Kommune, Vereinen, Land und Wirtschaft sollte zeitnah angestrebt werden, um eine Verbesserung der Situation voranzutreiben.
Eine bessere Stadionversorgung kann nur erreicht werden, wenn die zukünftige Pächter_in der Gaststätte nicht das alleinige Versorgungsrecht für das gesamte Volksstadion erhält. Alle Vereine sollten das Recht haben, eigenständig für ihre Sportveranstaltungen die Versorgung im Stadion zu organisieren. Das bisherige Eklusivrecht der Gaststättenbetreiber_in ist seit Jahren ein Ärgernis. Bei der Neuvergabe der Gaststätte ist bereits in der Vertragsgestaltung darauf zu achten, dass das in der Vergangenheit gegebene Exclusivrecht entfällt.
OZ: “ Das Philipp-Müller-Stadion ist ein Schandfleck. Neben den 25 Jahre alten Containern, die als Umkleide genutzt werden müssen, ist auch der Sprecherturm einsturzgefährdet. Was ist dringend nötig und möglich?“
Alexander Krüger: Einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt des Stadions als Sportstätte hat die Universitäts- und Hansestadt Greifswald mit dem Kauf des Stadions bereits geleistet. Das Stadion ist an den GSV 04 verpachtet. Durch den Eigentümerwechsel und die erfolgte Verpachtung an den GSV 04 profitiert dieser mittlerweile von der Pachtrückerstattung, welche in der städtischen Förderrichtlinie verankert ist. Darüber hinaus werden dem Verein zukünftig Zuschüsse für die entstehenden Betriebskosten gezahlt. Diese beiden städtischen Förderungen sind auch zukünftig für alle Greifswalder Sportvereine die kommunale Sportstätten bewirtschaften äußerst wichtig und müssen dauerhaft Bestand haben !!!
Mit dem FSV Blau-Weiß e.V. (Sportplatz St.Georgsfeld) und dem Hengste Fußballclub 92 e.V. (Sportplatz Stadtrandsiedlung) haben in der Vergangenheit zwei Fußballvereine bewiesen, wie schrittweise unter schwerpunkmäßiger Nutzung von Fördermitteln des Landessportbundes und großen Anstrengungen der Vereinsmitglieder marode Sportanlagen über mehrere Jahre saniert bzw. aufgewertet und bewirtschaftet wurden. Nur dies kann auch der Weg für das Ph.-Mül- ler-Stadion sein. Ein Konzept mit kurz-, mittel- und langfristigen Aufgaben und Zielen sollte die Vereinsführung des GSV 04 erarbeiten. Hierbei kann die Stadt und auch der Sportbund Greifswald als Ansprechpartner_innen mit Rat und Tat unterstützen. Am Rande sei angemerkt, dass die maroden Container vor ca. 20 Jahren (nicht 25 Jahre) als Übergangslösung aufgestellt wurden und schon damals nicht als Dauerlösung fungieren sollten.
OZ: „Sportler kritisieren zu wenig Hallen für zuviele Sportvereine: Wie kann das Problem angegangen werden?“
Alexander Krüger: Das Problem des hohen Bedarfs an Hallenzeiten und fehlender Kapazitäten ist kein Greifswalder, sondern ein bundesweites über Jahrzehnte existierendes Problem. Greifswald hat innerhalb unseres Bundeslandes den höchsten Organisationsgrad der Bevölkerung in Sportvereinen. ( ca. 23%) Gründe dafür sehe ich u.a. in der engagierten Arbeit in den Vereinen, in der kostengünstigen und damit positiven Bereitstellung der Sportstätten an die Vereine, an dem großen Sportbedürfnis der Bevölkerung und an dem breiten Angebot an Sportarten. Aufgrund dieser Tatsache können auch zukünftig nicht alle Wünsche erfüllt werden. Die Vereine müssen wo möglich enger zusammenrücken, kooperieren und auch Kompromisse und gegenseitiges Verständnis zwischen den Sportarten aufbauen müssen, um die Situation zu entspannen. Leider gibt es heute zu wenige Hallenwarte (diese wurden schrittweise abgebaut), die auch die Auslastung der Sporthallen kontrollieren und damit Reserven aufdecken könnten. Insgesamt ist ein noch besseres Controlling notwendig und letztlich trägt auch weiterhin die Stadtverwaltung bei der Vergabe der Sportstätten die entscheidende Verantwortung. Hier ist perspektivisch ein Konzept zur Verbesserung der Situation zu erarbeiten. Auch über eine Erweiterung der derzeitigen Trainingsflächen muss gesprochen werden. Bei großen Konflikten, im Rahmen der Vergabe sollte der Sportbund als Dachverband aller Greifswalder Sportvereine zur Lösung der Probleme hinzugezogen werden. Abschliessend gilt festzustellen es funktioniert nur miteinander, nicht gegeneinander, sowie mit einem besseren Controlling und ggfs. mit Kapazitätserweiterung!
OZ: „Wie stehen Sie zum Bau einer neuen Dreifelderhalle?“
Alexander Krüger: Eine weitere Dreifeldhalle für Greifswald ist wünschenswert, aber vorher gibt es in den nächsten Jahren bereits bestehende Aufgaben zu lösen. Bevor eine neue Dreifeldhalle gebaut wird, ist der vorhandene Bestand zu sichern und zu sanieren. Dazu zähle ich den Ausbau der Sporthalle der C.-D.-Friedrich-Schule im Ostseeviertel zur Zweifeldhalle ( Verbesserung des Status Quo) und z.B.die Sanierung der Sporthallen III (Schönwalde II) und IV (Ostseevierten/Parkseite). Darüberhinaus sollte im Rahmen der Planungen für die Sanierungen über Kapazitätserweiterungen nachgedacht werden. Hier hat sich der Sportausschuss unter meinem Vorsitz bereits in der Vergangenheit konkrete Gedanken gemacht und diese auch zu Papier gebracht. ( zb. Erweiterung der CDF Sporthalle) Was nicht geschehen sollte, ist der Verkauf oder die Umnutzung und damit eine Reduzierung von kommunalen Sporthallen. Dieses wurde nach meiner Kenntniss bereits in der Vergangenheit in der Stadtverwaltung angedacht und ist nach meiner Bewertung für den Greifswalder Sport nicht als richtiger Weg anzusehen. Ein Rückbau und damit eine Verschärfung der Situation wird es mit mir nicht geben! Unter Berücksichtigung des kommunalen Haushaltes und durch eine weitsichtige Planung ist eine schrittweise Verbesserung der Situation zu erreichen.
OZ: “ Die Haushaltskonsolidierung soll auch den Sport betreffen. In welcher Weise kann die Gebührensatzung noch modifiziert werden?“
Alexander Krüger: Der Entwurf der Gebührensatzung liegt in der Verwaltung vor und wurde im Sportausschuss andiskutiert. Eine entgültige Entscheidung liegt jedoch noch nicht vor. Eine weiterführende Diskussion muss es in den entsprechenden Gremien geben. Was nicht passieren darf ist, dass die Greifswalder Sportvereine schwerpunktmäßig die Hauptlast der Gebühren- anpassungen tragen müssen. Dieses gilt es bereits in der Diskussion zu hinterfragen und eventuelle Nachbesserungen vorzunehmen. Wichtig ist, dass auch zukünftig der Kinder- und Jugendsport alle kommunalen Sportstätten kostenlos nutzen kann und die bisher ausgewiesenen Nutzer der Gruppen B und C (z.B. auswärtige Nutzer, nichtkommunale Einrichtungen, kommerzielle Anbieter) stärker unter betriebswirtschaftlicher Betrachtung mit einbezogen werden. Wer Sportstätten komerziell nutzt, sollte einen angemessenen Prozentsatz der erzielten Einnahmen an die Stadt abführen. Eine Einführung einer maximalen Höchstgebühr ( in €) für kommerzielle Nutzung wie in dem bisherigem Entwurf sollte es aus meiner Sicht nicht geben. Alle Einnahmen sollten vollständig berücksichtigt werden.
OZ: “ Wie stehen Sie zur geplanten Fusion der Nachwuchsabteilungen des FSV Blau-Weiß, GSV 04 und FC Pommern?“
Alexander Krüger: Vor einer Fusion sehe ich als ersten Schritt eine sehr gute und engere Zusammenarbeit der Vereine im Rahmen einer guten Kooperation, die nicht als Einbahnstrasse zwischen den einzelnen Vereinen zu verstehen ist. Dazu zähle ich auch die Bildung von Spielgemeinschaften z.B. im Nachwuchsbereich. Eine sofortige Fusion könnte eventuell auch das Spielrecht einzelner Mannschaften in den verschieden Spielklassen in Gefahr bringen. Wenn sich zeigt, dass die Vereine von sich aus eine Fusion wollen, dann sollte dies auch geschehen. Wichtig ist mir, dass nicht immer an der Vergangenheit festgehalten, sondern durch Kommunikation, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen an einer positiven Zukunf für den Greifswalder Fussball gearbeitet wird. Nur die Vereine selbst können diesen Prozess federführend gestalten.
Bildquellen
- Alexander Krüger: Bildrechte beim Kreisverband