Guten Tag, liebe Leser! *update*

Nachdem der erste Bissen des Frühstücks seinen Weg in den Verdauungstrakt angetreten hat, der Duft des morgendlichen coffeinhaltigen Heißgetränks durch den Raum wabert, ist es Zeit für einen ersten Blick in die Regionalzeitung.

Die Begegnung beginnt – ganz wie im richtigen Leben – mit einer Begrüßung. „Guten Tag, liebe Leser“ grüßt täglich ein anderer Redakteur und gibt der geneigten Leserschaft manch nützlichen Rat und Tip mit auf den Weg.

Jetzt weiß ich, dass man nicht, ob mit oder ohne zu blinken, mit dem Auto die Knopstraße befahren darf. Bin ich orientierungslos, verwechsle mal wieder links und rechts, muss ich nur die Hände mit dem Handrücken zum Gesicht vom Lenkrad nehmen und dort, wo sich mit abgestrecktem Daumen ein L ergibt, ist links.

Gelegentlich wird es auch persönlich und der Leser erfährt etwas über die Vorlieben des Grüßenden. Einer hat ein Faible für guten Ostrock, andere stehen für Law and Order. Da wird dann bedauert, als würde es Artikel 1 des Grundgesetzes nicht geben, dass das Presserecht der öffentlichen Anprangerung von illegalen Grafitti-Sprayern entgegensteht. Oder die Leserschaft wird, weil eine ältere Dame, die möglicherweise gesundheitlich gehandicapt ist, das Häuflein ihres kleinen Hundes nicht satzungsgemäß entsorgte, aufgefordert das Fotohandy zu zücken und den unglaublichen Vorgang zu dokumentieren.

Was selbst der Stasi nicht gelang, soll nun in der freiheitlichen Gesellschaft Realität werden – jeder Leser ein Denunziant.

Gemeinsam mit der immer wieder von der CDU-Fraktion debattierten Videoüberwachung von öffentlichen Plätzen, wird so ganz allmählich das gesellschaftliche Klima in der Stadt – die weltoffen und tolerant sein will – vergiftet.

Aber wenn sich am 7. Juni der politische Wind dreht, wird sich auch das gesellschaftliche Klima ändern.

*update*

Weiterführende Literatur hier.