Die Arbeits- und Beschäftigungsgesellschaft (ABS) ist so etwas wie die Geheimwaffe der wirtschaftsfreundlichen Kommune im Kampf um niedrige Arbeitslosenzahlen. Immerhin sind hier etwa 600 so genannte 1-Euro-Jobber geparkt. Das eigentliche Ziel dieser Maßnahmen, die Betroffenen wieder an den 1. Arbeitsmarkt heranzuführen, ihnen Hilfe bei der Strukturierung ihres Tagesablaufes und ein Stück menschlicher Würde zu geben wird, wie bereits mehrfach vermutet, verfehlt.
Gestern wurde anonymisiert über die Arbeitsbedingungen mehrerer Betroffener, welche auf dem Alten Friedhof eingesetzt wurden zeitungsöffentlich berichtet. Bei klirrendem Frost, Eis und Schnee mussten die Ein-Euro-Jobber im Freien Aufräumarbeiten verrichten. Das Ganze ohne WC und wärmenden Aufenthaltsraum. Bedingungen, die menschenunwürdiger nicht sein können, die man im zivilisierten Europa des Jahres 2009 nicht vermuten würde und die einen unwillkürlich an Fronarbeit und Sklaverei erinnern. Zumal wenn man die Praxis der hiesigen ARGE kennt, die bei einem Abbruch der Tätigkeit die Kürzung des ALG II folgen lässt.
Der Zynismus der Chefs der ABS, Manfred Bogaczyk, der auf diese Zustände angesprochen, auf die vorhandenen Bänke verwies, ist unvergleichlich. Hätte nur noch die Empfehlung gefehlt, die Betroffenen könnten, um eine Möglichkeit zur Verrichtung der Notdurft zu haben, Löcher in die Bänke schneiden. Immerhin, so ließ sich der ABS-Chef vernehmen, hätte man eine Propangas-Wärmequelle zur Verfügung gestellt. Mehr Fürsorge wurde wohl als nicht notwendig angesehen.
Nach niedrigen Schätzungen beschäftigt die ABS etwa 600 Ein-Euro-Jobber – eventuell auch noch mehr. Für jeden Beschäftigten erhält die ABS eine monatliche Pauschale. Bei einem angenommen Minimum von 50 Euro je Beschäftigten und Monat erzielt die ABS Einnahmen von 30.000 Euro. Üblicherweise beträgt diese Trägerpauschale etwa 150 Euro/Monat. Damit liegen die Einahmen der ABS monatlich zwischen 30.000 – 90.000 Euro. Ich bin mir nicht sicher, wie viele Toiletten und Bauwagen davon gemietet werden können.
Die von Bündnis90/Grüne vor geraumer Zeit aufgestellte Forderung, die ABS genauer unter die Lupe zu nehmen, erweist sich angesichts dieser Zahlen und Umstände als richtig und notwendiger denn je. So sind die Ein-Euro-Jobs eine sichere Bank nicht für die Betroffenen, sondern für die ABS.
„Das eigentliche Ziel dieser Maßnahmen, die Betroffenen wieder an den 1. Arbeitsmarkt heranzuführen,“
So wurde diese moderne Sklaverei der Öffentlichkeit untergejubelt und viele Medien machten die Jubelei mit und tun es heute noch – wie in der OZ zu besichtigen.
Die Ein-Euro-Sklaverei, anders bezeichne ich sie nie, wurde aus einem einzigen Grund eingeführt: Schönfärberei der Arbeitslosenzahlen.
Sie wird nur aus einem Grund geduldet: billigste Arbeitskräfte.
[…] Vergleich nur dies, dies, dies oder […]