Das Wort zum Sonntag

Liebe GreifswalderInnen, AktivistInnen für den Wandel, am status quo Verzweifelnde,

zum Wahlkampfausklang meldet sich unsere Sympathisantin Hannah Arendt zu Wort, und stellt fest,

…dass immer, wenn etwas Neues geschieht, es sich unerwartet, unberechenbar und letztlich kausal unerklärbar, eben wie ein Wunder in den Zusammenhang berechenbarer Verläufe hineinereignet. Mit anderen Worten, jeder neue Anfang ist seiner Natur nach ein Wunder – dann nämlich, wenn er vom Standpunkt der Prozesse, die er notwendigerweise unterbricht, gesehen und erfahren wird.

Alle, die sich in den letzten Wochen und Monaten an der Selbstgefälligkeit und Dreistigkeit des schwarzen Blocks abgearbeitet haben, alle diejenigen, die immer wieder mit dem männerbündelnden Establishment unserer Stadt zusammengerasselt sind, und mit ansehen durften, wie sich die Herren auf allen Ebenen weiter vernetzen und sozioökonomisch einbuddeln in ihren (scheinbaren) politischen Erbhöfen, wissen, welche eingefahrenen Prozesse hier und jetzt unterbrochen werden sein wollen.  Aber hören wir doch auf den Zuspruch unserer Freundin aus New York City:

Wenn es also im Zuge der Auswegslosigkeit, in die unsere Welt geraten ist, liegt, Wunder zu erwarten, so verweist diese Erwartung uns keineswegs aus dem ursprünglichen politischen Bereich heraus. Wenn der Sinn von Politik Freiheit ist, so heißt dies, dass wir in diesem Raum – und in keinem anderen – in der Tat das Recht haben, Wunder zu erwarten. Nicht weil wir wundergläubig wären, sondern weil die Menschen, solange sie handeln können, das Unwahrscheinliche und Unerrechenbare zu leisten imstande sind und dauernd leisten, ob sie es wissen oder nicht.

In diesem Sinne, auf Wiedersehen in Greencity-Greifswald, am besten gleich zur Feier des grünen Wahlsiegs im „Fellini“ (Fischmarkt) am morgigen Sonntag um 23:59 Uhr !

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Zitate aus: Hannah Arendt, Denken ohne Geländer, München/Zürich 2005, S. 83.85f

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