Reinhard Amler, Chef der Lokalzeitung, der sein Handwerk zu einer Zeit erlernte, als
über die Presse noch die Parteien und das „Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrats“, welches in wöchentlichen Veröffentlichungen Themen und Sprachregelungen vorgab, wachten, und die vornehmliche Aufgabe der Journalisten darin bestand, die marxistisch-leninistische Ideologie zu verbreiten, hat sich in einem Kommentar zu Wort gemeldet. Diese Ausbildung scheint nicht nur bei dem Lokalchef bleibende Spuren hinterlassen zu haben und noch heute sein Handeln zu bestimmen. Da ist denn noch die regelmäßig aus der Bürgerschaft berichtende C.M., die nicht einmal hinter verschlossenen Türen, ganz öffentlich städtische Bedienstete fragt, was sie denn nun schreiben könne.
Ganz in diesem Sinne ist auch Amlers Kommentar in der heutigen Ausgabe zu betrachten. Er unterstellt den Grünen, weil sie – wie er orakelt- sich mit dem Wahlergebnis nicht anfreunden könnten, nach der Wahl mit einer regelrechten Hasstirade gegen die CDU zu reagieren. Wahr ist wohl, dass es einige kritische Bemerkungen in Richtung CDU und Berichterstattung der Lokalzeitung gab.
Wer jedwede Form von Kritik als Hetze deklariert, bewusst Fehlinformationen streut, ist hingegen derjenige, der sich der Mittel bedient, die er anderen vorwirft.
Der Lokalchef bewegt sich mit seinem Kommentar ganz in der Tradition seiner Zeitung vor 1989. Damals wie heute werden die, welche Mißstände benennen und an der führenden Rolle einer Partei zweifeln, öffentlich gebrandmarkt und diffamiert.
Gelernt ist eben gelernt.
Nachtrag:
eine absolut korrekte sicht der dinge! dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. der amler macht sich ja nicht mal die mühe, zu verschleiern, wes geistes kind er ist. ärmlich, ehm, amler eben …
[…] So weit, so normal. Was aber nicht normal war, war die Reaktion des OZ-Lokalchefs Reinhard Amler, der postwendend am Dienstag in der Kolummne “Guten Tag, liebe Leser!” zurückschoss. Die Grünen könnten wohl nicht verlieren, spöttelte er, und bezichtigte sie gleich zwei Mal der “Hetze” gegen CDU und Ostsee-Zeitung. Amlers Kommentar war gleich mehrfach verwerflich – warum, erläutert (wenn auch parteiisch) der Fleischervorstadtblog. Hinzu kommt noch: Der Terminus der “Hetze” zählt nicht unbedingt zu dem Vokabular, dass man unbedarft verwenden sollte. Für den medieninteressierten Greifswalder dürfte Amlers Reaktion jedenfalls ein Novum gewesen sein, denn bis dato saß die OZ die meisten ihrer redaktionellen und journalistischen Fehler einfach aus, die Korrektur übernehmen schon seit langer Zeit andere für sie. So wurde auch das falsche “Wahlergebnis” aus der Montags-Ausgabe in den Folgeausgaben nicht adäquat korrigiert. Auch die Grünen waren sichtlich verwundert über Amlers Reaktion und erwiderten sie dann gleich zweimal. […]