Das meint zumindest Albrecht von Lucke, Jurist und Politikwissenschaftler, in einem Artikel in der heutigen taz. So beschreibt er die altbekannte Tatsache, dass es Thomas Schmid, Chefredakteur der “Welt” aus dem Verlag Axel Springer, war, der den Obergrünen Gauck als Kandidaten vorschlug. Erkären würde es auch, dass Kritik an Gauck geradezu als „Majestätsbeleidigung“ aufgefasst wird. Dazu muss man sich nur mal bei facebook etc. umsehen.
Gauck passt auch zu schwarz-grün, genauso wie der von Merkel ins Spiel gebrachte Klaus Töpfer. Die taz:
Das Gauck’sche Credo der „Freiheit in Verantwortung“ passt zudem wesentlich besser zum libertären Charakter der Grünen als zur Sozialdemokratie. Bereits nach seiner ersten Nominierung wurde es denn auch von den Grünen, etwa Renate Künast, gefeiert.
Schließlich war Gauck bei den letzten Volkskammerwahlen vom 18. März 1990 Kandidat von Bündnis 90. Insofern steckt in der Tatsache, dass die Präsidentenwahl just an einem 18. März stattfinden wird, ein höchst symbolischer Fingerzeig.
Joschka Fischer weist zu Recht darauf hin, dass die Wahl des Bundespräsidenten keinesfalls eine Angelegenheit minderen machtpolitischen Ranges ist, sondern hochpolitisch. In der Tat: Als am 5. März 1969 der Sozialdemokrat Gustav Heinemann zum dritten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde, sprach er alsbald von einem „Stück Machtwechsel“.
Der ganze Artikel der taz, beschuldigt „Schweinejournalismus“ (J. Trittin) zu betreiben, hier…
*Update*
In der Süddeutschen kommt Hans-Jochen Tschiche, ein Vertreter der DDR-Opposition, den ich Anfang der 90er in Magdeburg kennen lernte, zu Wort:
Was mich in Rage gebracht hat, war eine Preisverleihung in München. Gauck wurde mit den Geschwistern Scholl verglichen. Er hat das nicht zurückgewiesen und ist nicht schamrot geworden. Wer sich so hofieren lässt, droht der Gefangene seiner Eitelkeit zu werden.
Hier der Artikel.
Fortsetzung folgt!
Hans-Jochen Tschiche kommt jetzt auch im „Freitag“ zu Wort. Zwei Zitate habe ich ausgewählt, um den geneigten Leser anzuregen weiterzulesen:
Die Grünen werden noch bitter über all das weinen, was Gauck so von sich gibt. Mich wundert auch, dass nun zwei Ostdeutsche, die gelernt hatten, sich in der DDR anzupassen, nun als Trümmermann und Trümmerfrau für die Westdeutschen benutzt werden. Das ist doch interessant.
oder
Der Westen glaubt noch immer, dass wir ein falsches Leben geführt haben. Es könnte schon sein, dass das immer noch die Nachwehen des Kalten Krieges sind. Und Gauck profitiert davon. Obwohl ich natürlich weiß, dass das System des Stalinismus menschenverachtend war, aber Veränderungen in der Gesellschaft sind eigentlich immer von den Linken ausgegangen, nicht von den Konservativen.
Wer also immer noch Lust und Zeit hat, hier geht es weiter: Der Anti-Gauck