Wer sich der täglichen Lektüre der regionalen Tageszeitungen nicht entsagt, muss sich bekanntlich darauf einstellen, dass sich hin und wieder die Zehennägel aufrollen.
Das liegt nicht immer an der Zeitung selbst.
Heute hat die OZ auf Seite 10 unten lediglich die Überschrift so gewählt, dass ich mich fragen musste: Was soll das?
Vom „Alkoholmissbrauch bei Schülern“ soll da die Rede sein. Der zugehörige Artikel beschreibt eine Aktionswoche des Präventionsrates. Da sollen also die Jugendlichen aufgeklärt werden, wie gefährlich dieser Alkohol auch sei. Ihr kennt das.
Abgesehen davon, dass die Überschrift im Widerspruch zum Artikel das Problem nur auf männliche Schüler reduziert: Einiges Unbehagen verursacht mir die Wortwahl. Denn was soll eigentlich der Begriff „Missbrauch“ im Zusammenhang mit dem Konsum von Drogen. Einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol und anderen Drogen erreichen wir nicht durch die demonstrative Verwendung von Negativvokabular.
Der wesentlich größere Mangel ist aber der an Glaubwürdigkeit. Wer, wie die Präventionsbeauftragte der Stadt, in offizieller Funktion von „Alkoholmissbrauch“ redet, sollte erst mal beim eigenen Empfang anfangen. Der übermäßige Konsum von Alkohol hat Vorbilder und die befinden sich in der Mitte der (Erwachsenen-)Gesellschaft. Erst wenn bei offiziellen Anlässen unter Beteiligung der Stadt kein Alkohol mehr angeboten wird, können ihre Vertreterinnen und Vertreter dadurch zeigen, dass sie das Problem selbst ernst nehmen und bei sich selbst anfangen.
Und solange die Stadt die größte offene Drogenszene der Region – sog. „Fischerfest“ – weiterhin kräftig bewirbt und unterstützt, wird die gutgemeinte Prävention auch konterkariert.
Oder wir machen es umgekehrt, verzichten auf die altbackene Fürsorge einer Präventionswoche und setzen statt dessen auf kontinuierliche Prävention über Vorbilder des sachlichen und verantwortungsvollen Umgangs mit Suchtmitteln statt auf Alibiaktionen.
Wenn aber Nannypolitik sein soll, dann bitte konsequent oder gar nicht.
da ist ja mal wieder ein Hundertprozentiger unterwegs!
Auch wer Alkohol trinkt, kann Alkohol bei Jugendlichen bekämpfen und darüber aufklären;=)
Wie hält es denn der Verfasser dieser Zeilen? Vielleicht predigt er Wasser und trinkt Wein?
nix für ungut,
CMG
Nö, im Gegentum, bin weit von der Abstinenz entfernt. Ich würde halt auf die Alibiveranstaltungen verzichten und ansonsten die problematischen Seiten starken Suchtmittelkonsums für alle Altersgruppen kontinuierlich und sachlich darstellen. Und ich bin gespannt, welche Form der Prävention im Rahmen des Fischerfests stattfindet.
Steht aber alles da. Manchmal würde es helfen, einen Text vorurteilsfrei bis zu seinem Ende zu lesen.
Alkohol auf öffentlichen Empfängen halte ich weiterhin für verzichtbar, fände es aber im Prinzip okay, wenn alle „ihr Sach“ zahlen.