Nachhilfe

Die OZ berichtet seit einiger Zeit vermehrt über die ABS Greifswald, die auch schon hier desöfteren Thema war. Allerdings scheinen bei der OZ eher die Boulevard-Themen wie Trunksucht in diesem Zusammenhang im Vordergrund zu stehen. Ansonsten hätte der heutige Artikel „ABS-Affäre: Ein-Euro-Jobber wochenlang ohne Geld“ Gelegenheit gegeben, einige Fehler zu berichtigen und zur Aufklärung bei zu tragen.

In besagtem Artikel finden sich Formulierungen wie „…einfach einen Monatslohn einzubehalten, wenn die Buchhalterin…“ oder „…der Ein-Euro-Jobber hätten große Probleme gehabt, die Wochen bis zur nächsten Lohnzahlung über die Runden…“. Dies ist in mehrfacher Hinsicht falsch. Erstens handelt es nicht um Jobs, zweitens bekommen die Betroffenen keinen Lohn und drittens stehen sie nicht in einem Arbeitsverhältnis.

Viele mögen diese Unterscheidung für kleinkariert halten. Aber bei die Arbeitsgelegenheiten handelt es sich um Maßnahmen zur Eingliederung, für die eine Mehraufwandsentschädigung (der eine Euro) gezahlt wird. Dies hat auch erhebliche Auswirkungen, was z.B. die Fortzahlung der Entschädigung bei Krankheit oder Urlaub angeht. Gibt´s nämlich nicht.

Ärgerlich an der Betrachtung der Arbeitsgelegenheiten als Jobs mit Lohnzahlung ist allerdings, dass die ständige Wiederholung zur Verfestigung und Akzeptanz dieser Arbeitsmarktinstrumente in der Bevölkerung beiträgt. Natürlich hört es sich schöner, wenn Betroffene einem Job nachgehen und, wenn auch geringen, Lohn erhalten. Auch Arbeitsfelder sind, wenn diese Maßnahmen nicht als solche betrachtet werden, leichter zu besetzen und akzeptierbar zu machen.

Die Tatsache, dass Arbeitsgelegenheiten in erster Linie der Statistikfälschung dienen und reguläre Jobs vernichten oder gefährden, geht so unter. Schließlich arbeiten die Leute ja gegen Lohn…

5 Kommentare bei „Nachhilfe“

  1. So weit ist es gekommen, dass ein Greifswalder Grüner einen Eintrag schrieb, der genauso gut in mein Blog passen würde.

    Danke dafür! Ich habe dadurch Zeit gespart.

  2. Danke für den Beitrag, habe mich heute bei der OZ-Lektüre auch mächtig darüber geärgert.

  3. kann mich lupe nur anschließen: danke für die hintergrundinfos! bin nämlich fast unmerklich auch auf diese formulierungen »lohn« und »job« reingefallen.

    ab damit auch zur oz !

  4. […] Dabei sind es in der Mehrzahl, bzw. fast ausschließlich, sog. Ein-Euro-Jobber, da geht es nicht um Mitarbeiter, Jobs, Lohn und anderes. Ich mag zwar nicht mehr dauernd darauf hinweisen, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass dies […]

  5. […] Nachhilfe – Greifswald wird Grün […]

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