Unbelehrbare Anführer

„Anführer“ – das klingt nach Bande und ganz gewiss nach Unbill. In dem Fall könnte beides sogar zutreffend sein. Der da von einer Regionalzeitung als Anführer bezeichnet wird, ist der ehemalige sozialdemokratische Bau- und Verkehrsminister Otto Ebnet. Die Region soll er lieben (?) und demnächst dem „Rat für Technik, Energie und nachhaltige Entwicklung Vorpommerns“ für eine Aufwandsentschädigung vorstehen. Was da so hochtrabend daherkommt, ist nur ein schnöder Lobbyistenverein – angesiedelt beim vorpommerschen Unternehmerverband.

Michael Steiger, Mitglied d. Bürgerschaft
Michael Steiger, Mitglied d. Bürgerschaft

Als hätte es das Anhörungsverfahren zur Genehmigungsfähigkeit zum Bau des Steinkohlekraftwerkes mit den zahlreichen aufgezeigten negativen Auswirkungen für Menschen, Natur und Tourismus nicht gegeben, sind Unternehmerverbandschef Jürgens und sein neuer „Anführer“ noch immer glühende Verfechter des Kohlemeilers.

Während seiner Amtszeit reiste der Bauminister viel durch die Lande, häufig begleitet von Unternehmern. Bei einer dieser Reisen in die Wiener Neustadt war Unternehmerverbandschef Jürgens dabei. Bei den dortigen Flugzeugbauern von Diamond Aircraft witterte Multi-Unternehmer Jürgens ein Geschäft. Wer Rüstungen aufstellen, Häuser sanieren und bauen kann, für den dürfte es auch nicht so schwer sein Flugzeuge herzustellen. Und in einer Region wie Vorpommern, zumal mit der Tradition eines Otto Lilienthal und hoher Arbeitslosigkeit ist es relatitiv leicht, Lokalpolitiker von diesem Ansinnen zu überzeugen. So gründete Jürgens und sein Vizepräsident Lehmann flugs die Vorpommersche Composite, eine 25.000 Euro GmbH. Beteiligt an diesem Unternehmen auch Kinder der Vorzeigeunternehmer. Dank politischer Unterstützung und Fördermillionen wurde dann ein Kompetenzzentrum für Flugzeugentwicklung und Flugzeugbau in den vorpommerschen Sand bei Pasewalk gesetzt.

Kurz nachdem das Bauwerk fertiggestellt war, die beiden Unternehmerverbandschefs von den Bauaufträgen profitierten, ging die Vorpommersche Composite in die Pleite. Den Österreichern kamen erst spät Zweifel an den neuen Geschäftspartner. Da war es aber schon zu spät. In Pasewalk jedenfalls wurde nie ein Flugzeug gebaut. Jürgens und sein Vizepräsident waren Mitglieder im Aufsichtsrat des Greifswalder Bildungsträgers BiG. Den Geschäftsführer des BiG kannte man aus dem Vorstand des Unternehmerverbandes und so flossen – ohne Gegenleistung aber aufgrund von fingierten Rechnungen – 50.000 Euro vom BiG an die finanziell gebeutelte Flugzeugfirma.

Für Greifswalds Bürgerschaftspräsident Egbert Liskow, der damals dem Aufsichtsrat des BiG vorstand, alles normale Vorgänge. Der Unternehmerverbandschef, den Liskow aus gemeinsamen Tagen im Kernkraftwerk kannte,galt ihm als honoriger Mann. Leider, so Liskow damals, gebe es viel zu wenige von Jürgens Sorte.

Dieser Ansicht ist wohl auch der Ex-Minister, der aus den Geschehnissen um den gescheiterten Flugzeugbau nichts gelernt zu haben scheint.

Und Jürgens, der schon mit DONGenergy im Geschäft ist, hat auch schon eine der Aufgaben des Rates und seines „Anführers“ zeitungsöffentlich gemacht. „Bewusstes Störfeuer“, wie von Lubmins Bürgermeister Kühnemann, der ein entschiedener Gegner des Steinkohlekraftwerkes ist, soll verhindert werden und von den im Rat vereinigten „Wirtschaftsbossen“, zu denen auch der Inhaber mehrerer Hotels auf Usedom gehört, unterbunden werden.

Angeführt von einem Ex-Minister, geht es mit Pseudokompetenz und wirtschaftlichem Druck gegen die Kraftwerksgegner.

Ein Kommentar bei „Unbelehrbare Anführer“

  1. Der ehemalige Bau- und Verkehrsminister Otto Ebnet sollte doch lieber da bleiben wo er ist. Er glaubt, der Weltverbesserer zu sein und den dummen Pommern einmal zeigen zu wollen, wie es langgeht. Der, der nur nach Profit giert, kann dies in seiner Heimat tun, wenn er dort willkommen ist. Hier in unserem Lande, in dem er unsere wunserbare Natur, die eigentlichen letzten Kronjuwelen Deutschland zerstören will, weil er meint, daß hier ein Kohlekraftwerk hin muß, sollte er schnell die Finger davon lassen. Bei uns ist nichts in Ordnung zu bringen, denn hier ist alles in Ordnung. Wir müssen uns nur genügend vor dem Ausverkauf unserer Werte retten. Herr Ebnet, bleiben Sie zu Hause, denn Sie sind hier genauso unwillkomen wie Dong Energy!!!
    Caroline Kaufmann (ich liebe meine Wahlheimat)

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