Das Titelfoto der CDU-Wahlkampfzeitung hat – nach dem Verlauf der letzten Bürgerschaftssitzung – beinahe Symbolcharakter. OB König, während er mit der linken Hand den Rücken des Fraktionsvorsitzenden Hochschild zu stützen scheint, blickt noch einigermaßen ungezwungen in das Objektiv des Fotografen. Anders Hochschild, der etwas angespannt dreinschaut. Es wirkt, als hätte der CDU-Fraktionsvorsitzende, dessen historische Lieblingsfigur, wie er in einer Art Home-Story zum Besten gibt, Ferdinand von Schill ist, Angst davor, die ihn stützende Hand könnte zurückgezogen werden. Da kommt dann auch unweigerlich die nächste Assoziation auf. Um die Massen des Volkes gegen die napoleonische Fremdherrschaft zu mobilisieren, wurde Schill, der Patriot, Nationalheld und Rebell gezielt von Scharnhorst, Gneisenau u. anderen auserwählt und aufgebaut. Der Husar also eine Art Marionette einflussreicher Kräfte bei Hofe und Mittel zum Zweck.
Obwohl König als Stadtwahlleiter „zur unparteiischen Wahrnehmung“ seines Amtes verpflichtet ist, findet sich hier vielleicht die Erklärung, weshalb Fraktionsvorsitzender und Oberbürgermeister gemeinsam für das Titelbild posieren. Wer aber ist Strippenzieher und wer Puppe?
Spätestens seit Königs Antwort vom 1.4.09 auf eine Anfrage der Fraktion Grüne/ok wissen wir, der Oberbürgermeister ist, je nach Bedarf, eben nicht nur Oberbürgermeister. Da erinnert man sich dann doch spontan an Richard David Prechts „Wer bin ich – wenn ja wie viele?“.
Wohl deshalb ist es auch unschädlich und steht der unparteilichen Wahrnehmung des Amtes des Stadtwahlleiters nicht entgegen, wenn die Eheleute König auf der letzten Seite der Wahlkampfzeitung erklären, Malermeister Hochschild wählen zu wollen. Denn als das Foto augenscheinlich im häuslichen Ambiente aufgenommen wurde, war Arthur König weder Oberbürgermeister noch Wahlleiter – eben rein privat.