Usedom: 98 Prozent der Feriengäste fühlen sich sicher

„Nach einer Studie des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern (LKA) und der Universität Greifswald gilt die Insel Usedom als Tourismusdestination für einen sicheren Urlaub. 98 Prozent der Feriengäste gaben auf Nachfrage an, sich im Urlaub sicher zu fühlen.
Aus der Studie geht außerdem hervor, dass die Kriminalität auf der Insel seit dem Beitritt Polens zum Schengenraum nahezu unverändert geblieben sei.
Handlungsbedarf besteht dennoch, denn immerhin 19 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner gaben für sich ein subjektives Unsicherheitsgefühl an. Aufgabe für die Zukunft sollte es daher sein, gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie neben der tatsächlichen auch die gefühlte Sicherheit verbessert werden könnte. Eine konkrete Handlungsanleitung lässt sich aus der Studie jedoch nicht ableiten.“

So hätte das heute in der OZ stehen können und es wäre samt dem Hinweis auf die Vorstellung der Studie ein ausgewogener Artikel geworden.
Das passte der Zeitung aber nicht und stattdessen titelt sie: „19 Prozent der Usedomer fühlen sich unsicher.“ Im Artikel schließen sich dann einige Sätze zur nahen deutsch-polnischen Staatsgrenze an.

Da werden Zusammenhänge aufgebaut, die sich aus den Daten beim besten Suchen nicht ableiten lassen. In der Folge können daher munter Ressentiments gepflegt werden. Dumm nur: die Studie gibt in dieser Hinsicht überhaupt nichts her. Für Leute, die das gerne gehabt hätten, irgendwie schade, wozu denn jetzt noch der Artikel?
Wie wenig Methodik da im Spiel ist, zeigt die beigefügte Grafik. Straftaten im Flächendiagramm absolut darzustellen ist ziemlich nutzlos, solange keine Normierung durch die Bevölkerungszahl stattfindet. Ob nur die ständige oder die gesamte Bevölkerung die bessere Bezugsgröße wäre, können wir ja gerne diskutieren, aber dass der Blick auf die absoluten Zahlen nicht viel bringt, leuchtet sofort ein.
Auch sonst tappen alle, die Zusammenhänge suchen, im Dunkeln. Wir wissen nicht, welche Straftaten begangen werden, wir wissen schon gar nicht, von wem. Wir erfahren nichts über Vergleichsgrößen und können damit schlecht einschätzen, ob es im Vergleich zu anderen Regionen auf Usedom eher viele oder eher wenige Delikte gibt. Wir wissen auch nicht, welche Werte für das subjektive Sicherheitsgefühl üblich sind.

Da wäre ein wenig Zurückhaltung in der Berichterstattung angebracht gewesen.

2 Kommentare bei „Usedom: 98 Prozent der Feriengäste fühlen sich sicher“

  1. […] Hier berichteten wir, was die OZ aus der Studie machte. Heute dagegen heißt es im Nordkurier dazu: […]

  2. […] auf der Insel Usedom und der zum Teil verzerrenden Berichterstattung schrieben wir bereits hier und hier. Anders als die OZ und der NDR setzt die Gemeinde Heringsdorf auf sachliche und […]

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