…so war heute im Nordkurier zu lesen. Ich mag eigentlich nicht mehr erklären, was es mit Ein-Euro-Jobs auf sich hat. Der Ein-Euro-Job ist keine Stelle, sondern eine Maßnahme des Jobcenters für eine eng begrenzte Anzahl von Menschen. Der gezahlte Euro ist auch kein Verdienst, sondern eine Mehraufwandsentschädigung, aus der der Mehraufwand für Fahrten zum Job, Reinigung der Arbeitskleidung etc. bestreitet werden muss. Wer möchte, kann Einzelheiten hier im Blog unter dem Stichwort „Ein-Euro-Job“ nachlesen, gern auch im OZ-Blog.
Vielleicht hält auch der Eine oder die Andere dieses ständige Korrigieren der Lokalpresse für kleinlich. Mag sein, aber ich fest davon überzeugt, dass Sprache Wirklichkeit schafft. Wenn oft genug, ohne Erläuterung, von „Stelle“ oder „Gehalt“ im Zusammenhang mit Ein-Euro-Jobs die Rede ist, dann setzt es sich fest. Nur zu oft ist dies in Leserbriefen oder anderswo festzustellen. Gleiches gilt z.B. auch für das Wort „Hartz IV-Empfänger“, das diejenigen, die einen Anspruch auf ALG II besitzen, zu Almosenempfänger degradiert.
Aber davon sollte dieser kleine Blogbeitrag gar nicht handeln. Vielmehr war es bereits die Überschrift des erwähnten Nordkurier-Artikels „Die Armen bleiben unter sich„, die nicht unkommentiert bleiben soll. Da wird vom Plan der Pasewalker Tafel berichtet, Arm und Reich an einen Tisch zu bringen, um dann festzustellen, dass „Betroffene und Mitarbeiter des Arbeitslosenverbandes wieder einmal unter sich“ blieben. Leises Bedauern schwingt mit. Sollte ernsthaft etwas anderes erwartet worden sein, nenne ich das naiv. An anderer Stelle wies ich bereits auf das Tafelunwesen hin und berichtete über eine Rezension eines Buches von Stefan Selke. „Schamland – Die Armut mitten unter uns”, heißt es. Selke berichtet darin, so der Autor der Rezension, wie „durch Tafeln und ähnliche Angebote die Abspaltung der Gesellschaft in Arm und Reich fortgeschrieben wird„. Dies wird, ähnlich wie in anderen Veröffentlichungen Selkes, ausführlich dargelegt. Und da soll ausgerechnet ein Angebot einer Tafel gegensteuern?
Im Übrigen, wie schon so oft in unseren Lokalblättern, ein völlig kritikloser Artikel über das Tafelwesen.
Arme sind gewöhnlich keine Zeitungskäufer und damit schon mal abgeschrieben. Hinzu kommt, dass den Redakteuren arme Menschen von Grund auf piepegal sind, außer während der heuchlerischen Weihnachtsaktion, weil Medien mit der schlichten Berichtersttattung über Spenden und Spender anstrengungsarm ganze Seiten füllen und somit den Lesern verscheuern können, daran also verdienen.
Wie piepegal den Redaktionen Arme sind, zeigt sowohl alles, was über Arme zu lesen ist, wenn überhaupt darüber geschrieben wird, (und leider färbt das tatsächlich auf die Leser ab; so wirkt nun einmal Propaganda) aber auch, wenn nicht über sie geschrieben wird, wie heute in diesem Kommentar in der kritischen Hochwertzeitung OZ:
…
…
Dass das den Aufschreiber nicht juckt, der etwa 4500 Euro Brutto in jedem Monat erhält, ist klar. Allerdings ist der Aufschreiber nicht uns – eine unverschämte Anmaßung ist es allemal im Armenhaus D.s. Schon die Kammschererei vom reichen Deutschland entlarvt den Schreiber, angesichts etlicher Millionen Menschen in D., die arm sind und deren Einkünfte nicht Jahr für Jahr um vier Prozent steigen, für die jede Preiserhöhung für Lebensmittel eine Katastrophe ist. Unterschlagen hat der Aufschreiber auch die Preissteigerung für Lebensmittel im Jahr 2012; sie war etwa ebenso hoch.
Nur so nebenbei: Ich unterhielt mich heute mit jemandem, der für weniger als 8,50 Euro Stundenlohn arbeitet. Angesichts der zeitlich sehr fernen Aussicht auf die von der Presse hochgejubelten 8,50 Euro sagte er: „Dann steigen die Preise, und die kleinen Leute werden wie immer angeschmiert. Wir haben nichts davon.“