Der publizistische Druck auf Bündnis 90/Die Grünen, auf der Sonder-BDK am Sonnabend einem Atomausstiegsgesetz seinen Segen zu erteilen, das AKW-Laufzeiten bis 2022 vorsieht, ist immens. Auch der Leitantrag des Bundesvorstandes empfiehlt ein Ja. Und so sehr einige gerne betonen, dass es sich um ein schönes „Ja, aber“ handele, so ist auch klar: in der öffentlichen Wahrnehmung geht das „aber“ unter. Damit haben wir die Wahl zwischen „Ja“ und „Nein“ und damit auf einer BDK eine der immer seltener werdenden klaren Alternativen.
Ich bin der Meinung, wir sollten uns dem Druck nicht beugen. Begründen möchte ich das – bedingungslos pragmatisch. Taktisches und Strategisches brauche ich nicht.
Einen schnelleren Ausstieg aus der Energiegewinnung aus Kernspaltung in Deutschland als 2022 hat erst vor drei Monaten der grüne Länderrat (unter anderem mit meiner Stimme) gefordert: Bis 2017, und zwar, weil es machbar ist. Greenpeace wies nach, dass es auch schon 2015 geht. Warum wir uns aber an dem, was angesichts der Risiken und Folgen eines längeren Betriebes vernünftig und durchführbar ist, nicht orientieren sollen, ist rational nicht begründbar.
Es gibt kein grundsätzliches Recht darauf, Energie verbrauchen zu können, wie mensch es gerade möchte. Der Blick in unseren Alltag und Nicht-Alltag lehrt uns wiederum, dass an vielen Ecken und Enden unnötigerweise zu viel Energie verbraucht wird. Zugleich wird in vielen Fällen der zu hohe Energieverbrauch auch noch begünstigt. Ein Blick auf das Beispiel des Verkehrs mag das verdeutlichen. Denn es wird heutzutage bei Reisen demjenigen, der durchgängig den Umweltverbund nutzen möchte, zu umständlich gemacht. Wer es dennoch tut, dem begegnen viele mit Unverständnis. Wer die Energiewende wirklich will, muss aber auch beweisen, dass er dafür im Zweifel einen fünf Kilometer langen Fußweg vom Fährhafen Mukran zum Bahnhof Lancken einzugehen bereit ist.
Die Energiewende erfordert Anpassungen im Lebensstil und im persönlichen Verhalten. Der verzögerte Atomausstieg ist, auf Kosten von Klarheit und Vernunft, eine Konzession an Bequemlichkeit, Energieverschwendung und die menschliche Dummheit. Vor allem gegenüber Letztgenannter bin ich zu keinen Zugeständnissen bereit.