Irgendwie habe ich es ja immer geahnt, wie ein Mantra trugen die CDU-Mitglieder aus den hiesigen Kommunal- und Landesparlamenten ihre guten Beziehungen zu den vermeintlichen Entscheidungsträgern und Mächtigen in den jeweiligen Regierungen vor sich her. Allenthalben war zu hören und zu lesen, CDU-Landeschef Jürgen Seidel hätte einen guten Draht zu seiner und unserer Kanzlerin. Schließlich sei sie eine von hier und im Lande verwurzelt. Ähnliches vernahm man aus Kreisen der Greifswalder CDU, wenn es um die vormalige Sozialdezernentin und jetzige Landesjustizministerin ging.
Doch all dies war nur Wahlkampfgetöse ohne jegliche Substanz.
Zuerst durfte der CDU-Landeschef diese Erfahrung machen als Merkel ein Gespräch mit den SPD-Ministerpräsidenten von M-V und Brandenburg zum geplanten Bombodrom bei Wittstock verweigerte. Dies trotz eindeutiger Positionierung der Landes-CDU gegen das Bombodrom.
Eine ähnliche Erfahrung haben nun die Greifswalder Christdemokraten gemacht. Bei der anstehenden Kreisgebietsreform setzten sie, wie öffentlich verkündet wurde, auf die Justizministerin, die ihre Karriere in Greifswald begann und hofften auf ein Nein zur Kreisgebietsreform und auf ihr Engagement für die Kreisfreiheit Greifswalds.
Doch auch hier war die Hoffnung trügerisch. Im Kabinett stimmte die Justizministerin – genau wie der aus Greifswald stammende Ministerpräsident – für den Entwurf von CDU-Landesinnenministers Caffier.
Mit jedem Schritt auf der parteipolitischen Karriereleiter ändert sich eben auch die Perspektive und diejenigen, die einst den Weg ebneten, verschwinden im diffusen, leicht nebulösen Licht der Vergangenheit – jedenfalls ist man den Steigbügelhaltern nicht – wie immer propagiert – verpflichtet.
Zu hoffen bleibt, dass wir in den anstehenden Wahlkämpfen von diesen Wahl-Ammenmärchen verschont bleiben und es tatsächlich ein faires, an Sachthemen orientiertes Ringen um die Gunst der Wählerinnen und Wähler geben wird.