Ein Kommentar zur aktuellen Situation bei Forsa

Im Wochenrhythmus werden für Grün auf Bundesebene neue Umfragerekorde vermeldet. Das Institut Forsa notierte am 10. Februar 17%. Seit der Parteigründung am 13. Januar 1980 gab es keinen höheren Wert.
Langjährige Beobachter trauen dem Braten nicht so recht, denn schon oft war es so, dass weit entfernt von Wahlen blendende grüne Umfragewerte ermittelt wurden. Je näher der Wahltag allerdings rückte, desto bröckeliger wurde das Hoch. Daher einige Gedanken zur Einordnung.
Aktuell erleben wir in Berlin eine Regierung, deren einem Teil nicht viel einfällt und deren anderer Teil eine geradezu jämmerliche Figur abgibt, vor allem mathematisch. In der Opposition sind zwei der drei Parteien gerade damit beschäftigt, sich selbst zu sortieren. Die grüne Bundestagsfraktion wiederum leistet durchaus ansprechende Oppositionsarbeit, wozu nach meiner Beobachtung maßgeblich beiträgt, dass es in der größer gewordenen Gruppe mehr Wettbewerb zwischen einzelnen Abgeordneten gibt. Und so sprudeln an manchen Tagen die Pressemitteilungen im Minutentakt. Wovon mal allerdings nicht ausgehen sollte, ist eine Fortdauer der aktuellen Situation bei der politischen Konkurrenz bis zum Ende der Wahlperiode.
Wenn Wahlen nicht unmittelbar anstehen, macht sich ein großer Teil der politisch mittelmäßig Interessierten keine konkreten Gedanken über persönliche Parteienpräferenzen. Die werden dann in Umfragerohdaten als „Unentschlossene“ klassifiziert. Grüne SympathisantInnen dürfen als insgesamt überdurchschnittlich informiert gelten, so dass sie in politischen Umfragen eine vergleichsweise gefestigte Meinung vertreten können. Die mediale Berichterstattung verändert sich einige Wochen vor einer Wahl grundlegend. Kontinuierliche thematische Arbeit ist plötzlich nicht mehr wichtig, plakative Elemente rücken in den Vordergrund. Eine Partei mit vergleichsweise geringen materiellen Ressourcen in Wahlkämpfen gerät so in Nachteil.
Den Instituten ist das zwar bekannt, doch sie gehen in der Gewichtung ihrer Rohdaten unterschiedlich vor. Am gleichen Tag der 17 grünen Forsaprozente meldet Emnid 14% Grün und gibt der SPD dafür drei Prozentpunkte mehr als Forsa. Unter Umfragenjunkies ist die Auffassung verbreitet, Forsa würde die SPD zwischen Wahlen gerne unterbewerten. Da man aber auf eine Summe von 100% kommen muss, profitieren andere Parteien virtuell davon. Aktuell sinds halt die Grünen (und die Sonstigen), weil man das noch am besten erklären kann.
Ansonsten gilt immer noch: Entscheidend is aufm Platz, und letzten Endes hat man von guten Umfragewerten halt nicht viel. Nur eine schöne Meldung eben.

Ein Kommentar bei „Ein Kommentar zur aktuellen Situation bei Forsa“

  1. Hier ist eine laufende Umfrage auf dem Portal von T-Online:
    Welche Partei würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre?
    http://nachrichten.t-online.de/umfrage-schwarz-gelbe-koalition-bricht-weiter-ein/id_21686282/index
    Da sieht es bei über 45 Tsd. Stimmen etwas anders aus.
    Das kokettieren der Grünen mit der CDU in verschiedenen Ländern, aktuell in NRW, wird auch nicht ohne Wirkung auf die Umfrage/Wahlergebnisse bleiben.

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