Die Insel Görmitz ist ein ziemlich kleines Eiland im Achterwasser, das zur Gemeinde Lütow auf Usedom gehört, mit dem sie durch einen kleinen Damm auch verbunden ist. Im Moment wohnt da niemand, die Ecke ist Außenbereich in Reinform und bietet einiges an Natur.
Der Grund gehört seit ein paar Jahren einem Investor, der hier gerne Geld verdienen möchte. Schließlich ist Usedom ja eine Touristeninsel. Auch in der Gemeinde Lütow gibt es ein paar Leute, die gerne etwas vom Tourismuskuchen abhaben möchten oder, besser gesagt, den Kuchen noch größer machen wollen.
Die Voraussetzungen schienen denkbar günstig: Eine 400-Einwohner-Gemeinde mit sechs ehrenamtlichen Gemeinderäten plus ebensolcher Bürgermeisterin sollte für einen professionell arbeitenden Großinvestor kein Problem darstellen.
Dummerweise gab und gibt es in Lütow Leute, die da lieber mal genauer hinschauen wollten.
Natürlich ist eine Anlage für „ca. 70 Zimmer, ca. 100 Ferienhäuser/Appartements“ (die Zahlenangaben ändert der Investor da gerne mal) auf einem winzigen Areal ein ziemlich schwerwiegender Eingriff. Die Folgen wären kaum absehbar – oder eigentlich doch. Denn was wollen Touristen auf Görmitz, wo man aus Naturschutzgründen eigentlich nicht viel machen darf, eigentlich machen? Und wie stellt man sich das denn mit der Infrastruktur vor, der Ver- und Entsorgung, der Verkehrsanbindung? Die Befürworter in der Gemeinde denken bemerkenswert kurz, denn es sind jede Menge Folgekosten unausweichlich. Der derzeitige Fahrweg auf die Insel kann auf den letzten zwei Kilometern auch mit dem Fahrrad nur mit äußerster Vorsicht zurückgelegt werden. Geplant ist angeblich eine „Ausbesserung“, wo natürlich nichts anderes als „Neubau“ stehen dürfte. Hinzu kommen die Veränderungen im Gefüge der Gemeinde (200 Touristen mehr bei 400 Einwohnern eben) und der Denkfehler im Gesamtkonzept, der das Vorhaben als Mogelpackung entlarvt. Denn das Naturerlebnis, dass man den Touristen verspricht, verschwindet schon im Vorfeld mit dem Bau der Touristenunterkunft.
Der Investor tut nun so, als bedürfe es nur eines kleinen Beschlusses im Gemeinderat, und schon werde die Sache laufen. So einfach ist die Sache freilich nicht, denn nimmt man die Texte der entsprechenden Bestimmungen ernst, dann ist das alles schlicht nicht genehmigungsfähig. Das Gebiet ist im Flächennutzungsplan ausgewiesen als Außenbereich, also wäre ein größeres Vorhaben erstmal nicht zulässig. Den Flächennutzungsplan nach Lust und Laune zu ändern geht auch nicht, denn auch so etwas muss mit Rücksicht auf Bedarf und Naturschutzbelange genehmigt werden.
Dass also dennoch das Großvorhaben ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen werden soll, zeugt von einer gewissen kriminellen Energie des Investors und von der Überzeugung, mit einer Übermacht an Ressourcen Behörden und Gemeinde übertölpeln zu können.
Leider gibt es dann auch Gemeindevertreter, die dieses Spiel mitspielen. Auch da ist die Situation ähnlich wie so oft. Wer im Bauhandwerk tätig ist, verspricht sich von Großbauten einige leichte Aufträge. Statt Innovationen zu entwickeln nutzt man die unterste, üblicherweise schlecht beleuchtete kommunalpolitische Ebene für sein ureigenes Interesse. Das gibt es also nicht nur in der Stadt Greifswald. In diesem Zusammenhang wurde von kritischen Stimmen bereits erwogen, im Gegenzug eine allgemeine Einschränkung für Auftragsvergaben an Gemeindevertreter festzuschreiben. Wer an einem Beschluss beteiligt war, dürfe demnach fünf oder zehn Jahre lang nicht wirtschaftlich davon profitieren. Kennt da jemand vielleicht Beispiele aus anderen Kommunen?
Und wenn gar nichts mehr hilft, werden Skeptiker gerne mal gemobbt. Solange man nicht sieht, wer anderer Leute Häuser verunstaltet oder beschädigt und darüber kaum berichtet wird, ist das für einige Leute offenbar ein probates Mittel. Die Verzweiflung muss groß sein.
Immerhin etwas Öffentlichkeit können wir durch dieses Blog herstellen.
Und – wenn alles korrekt zugeht, ist die Anlage eben nicht genehmigungsfähig, egal was der Gemeinderat von Lütow am 6.9. beschließen wird. Leider geht nicht immer alles korrekt zu.
Wenn man den Wahnsinn schon diagnostiziert, sollte auch über eine mögliche Heilungschance berichtet werden: „OZ/LOKAL/WLG vom 24.06.2011 00:00
Der Görmitz ist für drei Millionen Euro zu haben“
Die Berliner Wertgrund Insel Görmitz GmbH legt ihren Plan, auf dem idyllischen Fleckchen ein Ferien-Resort zu errichten, ad acta. …
Auf den Rückzug der Investoren reagierte gestern Bürgermeisterin Hiltraud Wessel gelassen. … Trotz des Scheiterns des Ferien-Resorts würde sich die Bürgermeisterin auch weiterhin eine touristische Nutzung für die Insel Görmitz wünschen. „Nur nicht in diesem Ausmaß.“
http://www.ostsee-zeitung.de/ozdigital/archiv.phtml?param=news&id=3154350
[…] dass am Ende niemand verantwortlich sein will, mal glauben Investoren, einfach so eine riesige Hotelanlage in ein Naturschutzgebiet bauen zu können, und ständig werden ohne ersichtlichen Grund irgendwo Bäume abgeholzt und […]