Diesmal: Undurchlässige Grenzen sind doof
Gestern war hier das Zusammenwachsen in Europa Thema. Heute stellen wir angesichts des 50. Jahrestags des Mauerbaus fest, dass es dazu immer noch seltsame Sichtweisen gibt, man könnte von „Verharmlosung“ sprechen oder von einem opportunistischen Geschichtsbild. Wir hingegen finden nicht nur undurchlässige Grenzen generell irgendwie doof, sondern sehen auch keinen Anlass, irgendwas zu relativieren, in der Hoffnung, es könnten dadurch irgendwelche Wähler_innenstimmen rüberkommen.
Um im weiteren Verlauf des Beitrages eine Diskussion über meine eigene Herkunft zu ersparen (wobei das Problem eher das der späten Geburt ist), gebe ich ab an unsere Spitzenkandidatin Silke Gajek, definitiv Landeskind und alt genug:
Das Problem, was wir haben, beschreibt Silke so: „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Diese Leute huldigen einem System, das seine Bevölkerung eingesperrt hat und bezeichnen das als ‚alternativlos‘.“
Angesagt wäre hingegen: „Ich erwarte von den Linken keinen Kniefall, sondern eine ernsthafte und ehrliche Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte.“
Zum Begriff „Unrechtsstaat“: „In der DDR gab es keinen Rechtsstaat, keine Gewaltenteilung, keine unabhängigen Gerichte.“
Und zum Respekt vor den Biographien der DDR-Bürger: „Ich kann diesen Vorwurf nicht verstehen. Wieso wird meine Biographie, meine Lebensleistung entwertet, nur weil die DDR als Unrechtsstaat bezeichnet wird? Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun. Meine Familie, meine Erfahrungen, meine Erlebnisse, all das bleibt doch bestehen.“
Soweit unsere Spitzenkandidatin.
Mich persönlich nervt schließlich besonders, dass die Mauerfreunde in der Linkspartei gelegentlich ohne großes Nachdenken als deren „linker Flügel“ bezeichnet werden. Mit einer emanzipatorischen, global denkenden Linken haben diese genausowenig am Hut wie ihre blockflötelnden Kolleg_innen der sogenannten „bürgerlichen“ Parteien.