Für Schlampereien in den Details war die taz schon immer berühmt, und diese machen sie zum Teil ja auch sympathisch. Wenn allerdings ein Zitat für eine Überschrift sinnentstellend abgewandelt wird, darf der kritische Leser auch mal so richtig genervt sein.
„Rot-Rot-Grün bringt gar nichts“ legen die Texter aus der Berliner Dutschkestraße dem grünen Europafraktionschef Daniel Cohn-Bendit in den Mund. Gesagt und gemeint hat der jedoch etwas anderes: „Rot-Rot-Grün allein bedeutet für mich nichts. Die Linke und die SPD tragen bei zur Stagnation. So wie sie jetzt dastehen, werden sie die ökologisch-soziale Transformation nicht vollziehen können.“
Das ist nicht nur nicht dasselbe, das ist etwas deutlich anderes. Cohn-Bendit weist aus meiner Sicht zu Recht darauf hin, dass die grüne Wahlkampfführung wesentliche Alleinstellungsmerkmale nicht oft und deutlich genug erwähnt. Eine aktive Politik für ein Primat des Klimaschutzes findet man bei den beiden Roten tatsächlich nur mit der Lupe, viel Bedeutung messen sie dem global wichtigsten Zukunftsthema jedenfalls nicht zu. Die auch von journalistischer Seite betriebene Vernachlässigung der ökologischen Krise im Bundestagswahlkampf ist ein Ärgernis. Wer das Interview als Ganzes liest, wird feststellen, dass Daniel Cohn-Bendit mehr umtreibt, als die lästige Diskussion irgendwelcher Koalitionsoptionen. Insoweit ist die von der taz gewählte Überschrift ein ziemlicher Fehlgriff. Denn bei Cohn-Bendit geht es tatsächlich primär um Inhalte, und er setzt mit einem Interview mehr Akzente als CDUCSU, FDP, SPD und PDL im gesamten Wahlkampf zusammen.