Warum heißen alle Michael? – Neues aus dem Kreistag

Das Verwaltungszentrum in Pasewalk liegt nicht direkt im richtigen „Zentrum“. Die bahnhofsferne Lage führt nicht nur zu Kompromissen bei der Anreise, sondern erfordert auch ein eigenes Catering. Dies ließ jedoch zu wünschen übrig. Im Wesentlichen war man nur auf die Bedürfnisse der Carnivoren gut eingestellt, dazu kamen ein paar Käse- und Eierbrötchen. Am 24.10. hat Greifswald die Chance zu demonstrieren, dass man Kreistagsmitgliedern auch eine einfallsreiche und ausgewogene Ernährung anbieten kann.

Der alte Sitzungssaal des Kreistages Uecker-Randow war für 69 Kreistagsabgeordnete plus Publikum zu klein. Ein Teil des Publikums musste ein wenig abgetrennt sitzen. Wenigstens aber hätte man das Präsidium etwas erhöht plazieren können. Ein Kreistagspräsident und seine Stellvertreter sollten wenigstens die Möglichkeit haben, den Überblick über die Sitzungen zu behalten.
Die Sitzung des Kreistages Vorpommern-Greifswald wurde durch Rudi Roloff (Die Linke, Ueckermünde) eröffnet. Er sprach nicht allzu lang, wirkte aber gleichwohl etwas langatmig und anstrengend und erwies sich damit als typischer Alterspräsident.
Zum Präsidenten wählte der Kreistag dann in offener Abstimmung Michael Sack (CDU, Loitz). Stellvertreter sind Michael Ammon (SPD, Pasewalk) und Michael Harcks (LINKE, Hanshagen).

Dem Beschluss einer Geschäftsordnung ging ein zeitaufwendiges Prozedere voraus. Entwurf und Änderungsanträge wurden paragraphenweise durchgegangen. Positiv war die neu aufgenommene Verpflichtung für die Verwaltung, Protokolle schnell (innerhalb einer Woche) den Mitgliedern von Kreistag und Ausschüssen zukommen zu lassen.
CDU und SPD hatten eine Reihe von Anträgen gemeinsam eingebracht. Gelegentlich war unwidersprochen die Rede von der „CDUSPD-Fraktion“. Die Passivität der SPD überraschte dabei. Fast sämtliche gemeisamen Anträge wurden von Kai Krohn (CDU) eingebracht, Ulf Dembski (SPD) und seine Genoss_innen beschränkten sich auf eine einzige Ergänzung.
Kein Erfolg beschieden war unserem Antrag, Ausschusssitze nach einem konsistenten Divisorverfahren zuzuteilen. Was Bundestag und Landtag aus gutem Grund schon lange praktizieren, ist in der Tiefe des vorpommerschen Raums aber noch nicht angekommen. Außerdem handelte es sich um ein Problem der Mathematik. Überhaupt führt die später gewählte Ausschussgröße zu einer ziemlich komischen Sitzverteilung, vergleicht man die Stärken der Fraktionen und Zählgemeinschaften im Kreistag. Eigentlich sollte es doch ein Ziel sein, für diejenigen politischen Kräften, die in den Auschüssen zu konstruktiver Mitarbeit bereit sind, ein möglichst ausgewogenes Vertretungsgewicht zu schaffen.
Aber da zumindest einer der beiden großen Koalitionäre dank der eigenen Rechenschwäche schlecht wegkommen wird, könnte es hier noch zu einem Umdenken kommen. Das Bestreben, nicht zu große und nicht zu viele Ausschüsse zu schaffen, war deutlich allerdings erkennbar und ist eine Folge der vielen Landtagsabgeordneten und Bürgermeister im Kreistag. Die haben nicht so viel Zeit für intensive und aufwendige Auschussarbeit.

Die nächste Sitzung des Kreistages soll bereits am 24.10. in Greifswald stattfinden. Da sollen die Ausschüsse besetzt und die vorläufige Hauptsatzung durch eine endgültige ersetzt werden.

6 Kommentare bei „Warum heißen alle Michael? – Neues aus dem Kreistag“

  1. […] (Bericht von der konstituierenden Kreistagssitzung unserer Nachbarn Vorpommern-Greifswald: hier.) […]

  2. …erfordert auch ein eigenes Catering. Dies ließ jedoch zu wünschen übrig. Im Wesentlichen war man nur auf die Bedürfnisse der Carnivoren gut eingestellt, dazu kamen ein paar Käse- und Eierbrötchen. Am 24.10. hat Greifswald die Chance zu demonstrieren, dass man Kreistagsmitgliedern auch eine einfallsreiche und ausgewogene Ernährung anbieten kann.

    Sorry, aber ist das relevant?

  3. Unglaublich – heute noch ein großer Artikel im Nordkurier zum Thema ESSEN in der Kreistagssitzung !
    Ich hatte gehofft, die Kandidaten waren angetreten um konstruktiv Kommunalpolitik mitzugestalten.

  4. Können wir ja nix dafür, dass dank schlechter Vorbereitung nicht mehr über die Hauptsatzung diskutiert werden kann und sich die Medien stattdessen auf das stürzen müssen, was sie bekommen können.
    Alle, die so tun, als sei die Frage nach dem Catering bei Sitzungen öffentlicher Gremien unwichtig, sei neben der Erinnerung an den Biounterricht (10. Klasse, Nahrungspyramide) zum Beispiel dieser Artikel ans Herz gelegt: http://www.taz.de/Studie-der-Umweltorganisation-WWF/!79880/. Parlamente haben immer auch eine Vorbildfunktion.
    Ich glaube auch mehr, dass sich durch diesen Punkt viele angegriffen fühlen, weil es unter Umständen unangenehm sein kann, sich mit den eigenen Ernährungsgewohnheiten auseinanderzusetzen. Eigentlich war der Punkt ja auch mehr so als Einstieg gedacht, aber die Reaktionen zeigen doch, dass das mehr als ein „Schuss ins Blaue“ war.
    Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, wie in viereinhalb Stunden überwiegend nichts Berichtenswertes passiert, hat am 24.10., ab 16 Uhr – jetzt wohl doch wieder im Verwaltunsgzentrum Pasewalk – die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen.

    1. Starke Neurose? Nicht hinter jeder zum Nachdenken anregenden Frage steht ein Erschießungskommando.

      Mir ist sehr wohl die Vorbildfunktion von Parlamenten bekannt und ich habe selbst für ein stärkeres und biologisches Essen beim Studentenwerk engagiert.
      Aber: Unser Kreis hat aber größere Sorgen als diese. Das muss man ja wohl äußern dürfen.

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