Naturkatastrophen können auch ihre guten Seiten haben. Der Vulkanausbruch auf Island – aus geologischer Sicht ohnehin eher Business as usual – forderte nicht nur keine Todesopfer, sondern ermöglicht angesichts seiner mittelbaren Folgen eine Reflexion über unser Mobilitätsverhalten.
Als notorischer Wenigflieger war mir überhaupt nicht bewusst, wie abhängig viele unsere Gesellschaften vom Flugverkehr geworden sind. Ich gehe selbst immer noch davon aus, dass auch Südfrankreich und Mittelengland von Greifswald aus mit der Bahn erreichbar sind, man muss sich nur ein bisschen auskennen und es auch wollen. Gerne deswegen auch der Hinweis an den FC Fulham, dass die Bahnfahrt London–Hamburg neun Stunden dauert und dabei lächerliches zweimaliges Umsteigen erfordert.
Davon abgesehen bricht gerade in Europa der Verkehr zusammen, derweil der Himmel schön still und die Sonnenuntergänge schön romantisch sind.
Jahrzehntelang wurden der Bahnverkehr so vernachlässigt, dass er kaum noch in der Lage ist, ausreichende Kapazitäten bereitzustellen. Für Mecklenburg-Vorpommern beachtlich ist auch die Zunahme des Fährverkehrs von und nach Skandinavien. Zumindest an Rostock gehen urplötzlich nicht mehr sämtliche Verkehrsströme vorbei. Der vergleichsweise bescheidene Andrang auf die Fähren Mukran–Trelleborg zeigt wiederum, dass hier eine sinnvolle Verknüpfung mit dem Schienenverkehr dringend not tut. Im Moment müssen Bahnreisende selber sehen, wie sie vom Haltepunkt Lancken zum Fährhafen Mukran gelangen. Ich komme nicht umhin, diesen Zustand als skandalös zu bezeichnen.
Immerhin hat der bündnisgrüne Landesverband am Sonnabend auf meine Initiative einen Beschluss gefasst, nach dem als Konsequenz aus der langjährigen Fehlentwicklung eine konsequente Einstellung jeglicher direkter und indirekter Subventionierung des Luftverkehrs gefordert und eine Umleitung derselben Mitteln im Sinne einer echten Verkehrswende angemahnt wurde. Dass dabei der ironische Einleitungssatz mit Rücksicht auf das Humorverständnis in Vorpommern und Mecklenburg durch eine „seriöse“ Formulierung ersetzt wurde, tut der Sache keinen Abbruch. Hauptsache, die Richtung stimmt und es lernen auch mal ein paar Leute was daraus.
Update mit ein paar Links: Ausführlich und soziologisch bei Till, knapp auf das Wesentliche beschränkt bei der taz, in dieser Woche mit U30-Redaktion. Schön, dass das Geplärre der Airlines nicht nur anderen auch auf die Nerven geht, sondern dass ihre hilflosen Forderungen nach besserer wissenschaftlicher Begründung der Flugverbote sofort innerhalb weniger Minuten gekontert werden können.
Das Verhalten der Flugzeugmanager wird in meinen Augen immer verantwortungsloser. Gerade lese in Spiegel online den Artikel „Luftfahrtverband wütet gegen Europas Regierungen“. Ist es denn wirklich so weit, dass das Geld alles bestimmt. Was macht es denn aus, dann die Leute lieber einen Tag später heimfliegen. Die Flugzeugmanager verdienen doch genug Geld. Das wird immer bedenklicher.